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Prof. John Tschinkel
The Bells Ring No More - an autobiographical history, 2010
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24. |
Einleitung |
Das Buch „The Bells Ring No More“ ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Bemühung den Zeitraum vor und während des Zweiten Weltkriegs zu beschreiben welcher, in 1945, als Resultat Hitlers "Heim ins Reich" Einsammlungspolitik, Millionen zu obdachlosen Flüchtlingen machte. Ein Teil dieser Millionen waren die Nachkommen von Leuten welche in der Mitte des 14. Jahrhunderts einen Urwald in Slowenien besiedelten. Unter diesen war die gesamte Bevölkerung meines Dorfes, darunter meine Familie wie auch ich.
Das Buch beschreibt meine Geschichte in zwei Teilen, jeder mit eigenem Anfang und eigenem Ende.
Der erste Teil berichtet über meine ersten zehn Jahre in einem pastoralen Dorfe in dem ich in 1931 das Licht erblickte. Selbstständig für sechs Jahrhunderte, diese autarke Gemeinschaft war unbedeutend in der Geschichte, aber nicht für die Bewohner dieses Ortes am Rande der Welt. Als einer von ihnen, war ich in der Lage, auch nach sechs Jahrzehnten sich an meine Jahre dort zu erinnern, die Rolle und Werke der Hauptfiguren und Protagonisten zu beschreiben und über den täglichen wie auch jahreszeitlichen Rhythmus zu berichten.
Auch zu erzählen über beide Seiten meiner Familie, getrennt nicht nur durch eine geographische und sprachliche, aber schließlich auch durch eine nationale Spaltung. Und auch zu beschreiben das Haus meines Vaters in welchem mindestens sieben Generationen geboren wurden und in welchem ich, als Produkt einer rassisch gemischten Ehe, die Spannungen der damaligen Zeit durchlebte.
Beschrieben sind die Ereignisse welche, in 1941, mein Dorf und die gesamte Gottschee Sprachinsel unter Druck vom "Heim ins Reich" Programm zum Entschluß brachten deren Häuser und Besitze zu verlassen und dem Boden, welcher ihnen für sechs Jahrhunderte eine magere obwohl ausreichende Lebensgrundlage ermöglichte, den Rücken zu kehren. Ich beschreibe die Umsiedlung in eine neue Heimat, ein nahes obwohl fremdes Land, von rechtlichen Bewohnern gereinigt um für uns Platz zu machen.
Der zweite Teil beschreibt die nächsten vier Jahre in einem vom Dritten Reich besetzten Teile Sloweniens aus welchem 37,000 Ansässige vertrieben wurden. Dieser Teil erzählt von einem Leben voller Angst, Unruhe und Terror und beschreibt das tragische Ende der Gemeinschaft im Frühjahr 1945. Traumatische Ereignisse, an welchen ich im Vollsten beteiligt war und welche ich nur durch Gnade der Vorsehung überlebte.
Das "Heim ins Reich" Programm war Teil des Planes das Dritte Reiche zu vergrößern. In diesem Plan spielten Deutsch-nationale, jetzt außerhalb der nach dem Ersten Weltkrieg gefestigten Grenzen wohnend, eine besonders wichtige Rolle. Die meisten dieser Deutschen, einschließlich auch die Gottscheer, lebten jetzt in Ländern, welche durch die Versailler Friedenskonferenz anderen Nationen zugeteilt wurden. Diese Deutschen übten, sogar noch in den 30er Jahren immer noch aktiven Widerstand gegenüber den Anforderungen deren neuen Staates. Dieser Widerstand war vor allem die Bedingung eine neue Sprache zu erlernen, eine Sprache welche Deutsch als Formensprache des Staates ersetzte. Dies vor allem wurde als Verlust des kulturellen Kennzeichens welcher sie als Deutsche, als Teil einer überlegenen Rasse, bezeichnete. Jetzt nicht mehr Mitglieder dieser herrschenden Klasse, alle hofften auf eine eventuelle Rückkehr in die Heimat. Zur Erreichung der Erweiterung, das Reich verstärkte dieses Ressentiment mit einer immer mehr radikalen Interventionspolitik und war höchst aktiv diesen Widerstand zu entflammen um dadurch den Grund zur direkten Intervention zu erreichen.
Am 6. Oktober gab 1939 Hitler eine Rede vor dem Reichstag in welcher er die Besetzung Polens rechtfertigte als ein Bestreben, die dort lebenden Deutschnationalen von deren Unterdrückung zu befreien. In dieser Rede wurde auch seine Absicht angekündigt, alle ethnischen Deutschen außerhalb den jetzt erweiterten Grenzen des Reiches "Heim ins Reich" zu bringen. Und am folgenden Tag gab er Reichsführer-SS Himmler den Auftrag diese Aufgabe zu verwirklichen.
Im folgendem Jahr wurde der Auftrag in eine Reihe von ideologischen Leitlinien formuliert, welche verlangten, die nicht-deutsche Bevölkerung in annektierten Ländern zu entfernen und diese mit „Heimgebrachten“ aus anderen Teilen Europas zu besiedeln. Die Leitlinien enthielten auch die Anordnung alle ehemalige ethnische Begriffe den „Heimgebrachten“ in „kürzester Zeit", auszulöschen und zu sorgen dass die neuen Bürger sich nach ihrer Einsammlung vollkommen allen Anforderungen des Reiches unterwerfen.
Die Hauptlast dieser "Einsammlung" fiel auf Millionen Polen im eroberten und annektierten Poland, ein großer Teil des eroberten Landes, um dadurch "Lebensraum" für das Dritte Reiches zu sichern. Fast 1 Million Polen wurden vertrieben, während 600.000 Deutsche aus Osteuropa und 400.000 aus dem Reich an ihrer Stelle angesiedelt wurden.
Das "Heim ins Reich" Programm wurde mit Begeisterung empfangen von all jenen, die wieder Teil des deutschen Volkes werden wollten. Dies war der Fall auch mit den Gottscheer Deutschen.
Hier, das Reich zählte auf eine Gruppe von jungen Männern, die in den 30er Jahren als fanatische Anhänger des Nationalsozialismus erzogen wurden und in 1938, mit vollem Gewicht des Dritten Reiches hinter ihnen, die Führung der Gottscheer übernahmen. Die Gottscheer hatten, in den 1920er Jahren, jedoch begonnen deren Rolle als ethnische Minderheit im slawischen Jugoslawien zu akzeptieren. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Staat, nach einer Periode von Konflikten und Widerstand, begann zu greifen. Der Staat erlaubte der Bevölkerung dieser Sprachinsel, wenn auch nur nach und nach, wieder als deutsche Minderheit zu funktionieren. Aber der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland brachte diese Zusammenarbeit baldigst zu Ende und die Konfrontation, so wichtig für den Plan des Reiches, wurde aktiv gefördert und nach 1933 finanziell unterstützt.
Am 6. April 1941 überfielen das Reich und seine Verbündeten das souveräne Jugoslawien, welches nach nur 16 Tagen kapitulierte. Das jetzt eroberte Land wurde unter den Axis-Partnern verteilt; Kroatien wurde ein deutscher Puppenstaat und Serbien ein vom Reich verwaltetes Protektorat. Slowenien, ein ehemaliges Kronland der österreichischen Monarchie und nach 1918 ein Teil von Jugoslawien, wurde in zwei Teile getrennt. Die nördliche Hälfte wurde vom Reich annektiert. Der südliche Teil, welcher auch die Gottschee Sprachinsel (bis 1918 unter der schützenden Hand österreichischer Aristokraten) enthielt, wurde aus strategischen Gründen von Italien besetzt.
Diese Entwicklung war eine große Enttäuschung für die junge Gottscheer Leitung welche aktiv warb das, im Falle einer Besetzung von Jugoslawien, die Sprachinsel an das Reich angeschlossen wird. Da dies nicht zur Wirklichkeit kam, wurden diese Leiter von Hitler persönlich an deren "Heimkehr“ ins Reich informiert. Gleichzeitig versprach Hitler den jungen Leitern die Bevölkerung, seit Jahrhunderten eine geschlossene Volksgruppe, als solche unzerstört umzusiedeln. Daß das letzte falsch und völlig im Widerspruch an seiner Politik war, wurde klar erst nachdem die jungen Leiter deren Aufgabe vollendeten. Nicht falsch jedoch war der Bescheid, die neue ‚Heimat im Reich" sei nicht das eroberte und angeschlossene Polen sondern ein Teil des annektierten Slowenien, nur kurze 70 Kilometer entfernt, eine Gegend aus welchem die slowenischen Bewohner entfernt werden.
Die Aufgabe der so betrogenen Leitung war jetzt deren eigene Leute zur Umsiedlung zu überzeugen. Die SS Umsiedlungsbeauftragten wie auch deren junge Diener wußten zwingende Maßnahmen wären notwendig um die Bevölkerung zur Umsiedlung zu überzeugen. Diese würden sicher nicht einverstanden sein, deren Heimat für einen Ort auszutauschen aus welchem die slowenische Bevölkerung vertrieben wurde, um für sie Platz zu machen. Und um den Erfolg ihrer Mission zu erreichen, die jungen Fanatiker, völlig den Zielen des Reiches verpflichtet, verheimlichten den Ansiedlungsort von deren Bevölkerung. Zumindest bis die Option zur Umsiedlung gesichert war. Mit dieser Tat wurden die vom Reich betrogenen Leiter der Gottscheer, Betrüger an deren eigenem Volke. Und es gelang ihnen, das Geheimnis zu schützen und mit effektiver Überzeugungstaktik den Auftrag in Februar 1942 erfolgreich zu beenden. Aber bald danach, im Einklang mit den Leitlinien der Einsammlungspolitik, wurden diese Betrüger von den SS-Meistern deren Führungsrollen entlastet und an verschiede Fronten versetzt.
Nach der Umsiedlung das Buch erzählt vom Leben im annektierten Slowenien, in einem Dorf völlig von den ehemaligen Bewohnern gereinigt; ein Ort voller Gespenster. Die ehemalige ethnische Gruppe bestand nicht mehr; den ehemaligen Gottscheern, jetzt Staatsbürger des Dritten Reiches verboten deren uralten Dialekt zu benutzen. Die kleine Bourgeoisie war zerstreut, die ideologischen Führer ihrer früheren Rolle enthoben. All dies im Einklang mit Hitlers Richtlinien "Heim ins Reich"; dessen Ausführung von Heinrich Himmlers SS-Stab präzise formuliert.
Hier lebten wir ein Leben von abnehmender Hoffnung, voll von zunehmender Angst und wachsendem Terror welcher uns in immer häufiger vorkommenden nächtlichen Überfällen besuchte. Dieser kam zu uns durch ehemalige Bewohner oder Partisanen aus deren geheimen Orten wie uns, noch zuvor wir die Enklave verlassen hatten, versprochen war. Ferner das dämmernde Bewußtsein das Reich welches uns einst betrog, kommt zum baldigen Ende und dadurch auch unsere, einst so hoffnungsvolle Zukunft. Und vor allem das Erkenntnis dass wir in nur kurzer Zeit heimatlosen Flüchtlinge werden, vorausgesetzt wir überleben was sicher uns zukommt.
Aber wir überlebten, wenn auch nur. Und heimatlose Flüchtlinge wurden wir nach 17 terrorvollen Tagen und Nächten im Mai 1945 auf dem Weg in unser Exil in Österreich und darüber hinaus. Erstens in Mitten der zerfallenden Armee des Reiches und seiner Verbündeten, alle fieberhaft eilig den Partisanen zu entfliehen. Und nachdem unter dem Terror des nicht all-zu-sanftem Befreier, welcher uns als Teil der ehemaligen Besatzer erkannte und uns dementsprechend behandelte. Trotz allem, unter hoffnungslosen und scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten, erreichten wir unser Exil als wir am 25. Mai 1945 die Grenze nach Österreich überschritten.
Unser Schicksal war wenig anders als das Schicksal von Millionen Deutscher, alle Opfer eines Nationalismus welcher sich in die tödliche Version des Dritten Reiches entfaltete. Wir alle zahlten bitter für das Erliegen am Sirenengesang "Heim ins Reich". Und nach dessen Zusammenbruch, wurden wir als Teil des Besatzers erkannt und daher Ziele und Empfänger des Siegers Wut. Als Teil dieser Wut, zwischen 10 und 14 Millionen Deutscher wurden aus osteuropäischen Ländern vertrieben, darunter 2,5 Millionen aus der Tschechoslowakei, 3 Millionen aus Polen und 500.000 aus Jugoslawien. Die Ausweisung wurde durch die Bestimmungen des Artikels XIII des Protokolls der Potsdamer Konferenz genehmigt, welche jedoch festlegten, daß die Vertreibungen auf humane Art und Weise durchgeführt werden sollten was, insbesondere in den frühen Phasen, bei weitem nicht der Fall war.
Weitere Millionen flohen zeitlich um ähnlicher Behandlung zu entkommen. Wir, die ehemaligen Gottscheer versuchten dies, aber unser Versuch war nichtig und viel zu spät.
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