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Der
Weg führt nach Mariatrost
Draußen glitzern die
Schneekristalle im Lampenschein der elektrischen Lichter. In den Stuben
der Gottscheer Eigenheime oder der wunderbaren Gottscheer Wohnungen strahlt ein
hoher Weihnachtsbaum in Silber und
Gold, unter dem Christbaum sind gar luxuriöse
Geschenke ausgebreitet.
Lieber Gottscheer, wo immer du lebst, vergleiche einmal
im Geiste den bescheidenen Weihnachtsbaum in der alten Heimat, das einfache,
oft selbstgefertigte
Kripplein, über dessen Gedach der silberne oder goldene
Stern stand, mit dem heutigen, überreich geschmückten
Weihnachtsbaum, mit den teuren Geschenken von heute, die von gesättigter
Wohlhabenheit zeigen! Und doch
ist die Freude der Kinder von heute und einst im gleichen
Maße, die Freude macht auch dich, liebe Gottscheer
Mutter als Geberin der Geschenke ebenso glücklich, wie
die geschenksempfangenden Kinder...
Johann Herbst aus Neulag, Ridgewood
Liebe Gottscheer
Mutter, liebe Gottscheer Großmutter! Dachtest Du in dieser gnadenvollen Weihnachtsnacht
auch jenes Sohnes, der irgendwo an der Front sein Leben hingeben mußte?
Verlassen,
unbekannt liegt er in fremder Ecke. Kein Friedhof, kein Grabstein,
nicht einmal ein Holzkreuzlein
weist dir die Stelle, wo dein Sohn, das Blut deines Blutes, die morschen
Gebeine deines Kindes liegen. Hast du
in dieser stillen Nacht, in dieser Weihnachtsnacht, auch
dieses Sohnes gedacht?
Aber
nicht nur dein Sohn, dein Mann, sondern viele Gottscheer Väter, viele
Gottscheer Söhne haben für uns und
für die Heimat gekämpft, damit wir uns heute noch des
Lebens freuen können.
In
der ganzen Welt werden die gefallenen Soldaten geehrt, Denkmäler werden ihnen
erbaut, Friedhöfe werden für sie angelegt, ihre Gebeine dorthin überführt
und
wieder beigesetzt, damit ihre lieben Mütterleins noch
kniend ein Gebet für sie zum Himmel senden können.
Und der tapfere Gottscheer Soldat ist der einzige in der
Welt, der vergessen und verlassen in der weiten Fremde
ruht.
Ist
es nun nicht unsere heiligste Pflicht, doch endlich nach so vielen
Jahren
unseren Söhnen, Vätern und Brüdern ein Denkmal zu bauen,
wo ihre Namen und ihre Herkunft verewigt werden? Um dadurch für
Jahrhunderte
Zeugnis abzugeben, daß einst ein ehrliches und tapferes
deutsches Völklein gelebt hat, das seine toten Helden
und Heldinnen niemals vergessen hat. Lieber Gottscheer, liebe Gottscheerin,
wo immer du bist! Ich rufe
euch zu: "Stehet nicht abseits, von diesem edlen großen
Werk, das viele beherzte Männer schon seit Jahren planen und das
nun gar bald in Angriff genommen wird. Eine Gedenkstätte für
unsere Toten und für die verlorene
Heimat.Noch
nie im Leben ist es uns materiell so gut gegangen wie heute. Wenn du noch
einen Funken Heimatliebe in dir spürst, wenn dich an stillen Weihnachtsabenden
noch liebe Erinnerungen an deine Kindheit beglücken, dann bring auch
du ein Opfer für dieses Werk! Sei nicht taub diesem Rufe, damit du
dich nicht schon in kurzer Zeit fragen mußt: Warum habe ich gar nichts
geopfert, warum habe ich für meine Ahnen, Großväter, Väter,
Brüder, Mütter, Schwestern, die an den Fronten gefallen oder
auf der Flucht gemartert, mißhandelt und schließlich ermordet
oder erschossen worden sind, nichts, gar nichts getan? Leicht hätte
ich es getan - jetzt ist es zu spät.
Gehe den
Weg der Gerechtigkeit. Dieser führt nach Mariatrost! Er führt
zur "Gottscheer Gedenkstätte",
sie wird
erbaut zum Gedenken an die Toten und zur Ehre der Lebenden."
www.gottschee.de
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