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Blau-Weiße
Fahnen wehten in Mariatrost
von
H. P. Scharfenau, Mitteilungsblatt von 1965.
Ein Kreidfeuer
rief und die Gottscheer kamen. Auf dem Bauplatz der Gedenkstätte
herrschte helle Begeisterung.
Wieder Flammenzeichen unter den Gottscheern! Hellauf
loderte in der Samstagnacht zum 25. Juli ein "Kreidfeuer" über
Mariatrost bei Graz, und die Talbewohner,
die das Feuer auf dem Bergrücken sahen, wußten: Die
Berge des Gottscheer Landes hatten stets eine besondere Stellung im Warnsystem
des Grenzlandes gehabt; sie
waren noch in den neueren Jahrhunderten Träger von
Kreidfeuerstationen gewesen.
Ein Signal
war das Höhenfeuer auch diesmal gewesen,
ein Signal zum ersten Gottscheer Treffen im steirischen
Mariatrost, ein Freudenfeuer am Vorabend zum denkwürdigen Sonntag,
von dem in der Grazer "Süd-Ost-Tagespost" unter dem Titel
"Blau-weiße Fahnen in Mariatrost - Stelldichein der
Gottscheer" groß aufgemacht
zu lesen war.
Video
- Gottscheer Gedenkstätte Graz-Mariatrost, Kreidfeuer,
05. Juli 1964
WMV, 1,89 MB, 0:23 Min.
Was sich
am vergangenen Wochenende in Mariatrost bei Graz ereignet hat, geht
nicht nur die Gottscheer an, die
sich dort ein Stelldichein gegeben haben: Denn in Mariatrost an der Höhenstraße,
die vom "Kirchenwirt" waldwärts führt, wird in Bälde
(auf eigenem Grund und Boden) die Gottscheer Gedenkstätte errichtet
werden, ein
stattlicher sakraler Bau, aller Ehren würdig, verbunden
mit einem Gottscheer Museum, eine monumentale Stätte gottscheerischer
Erinnerung also, die in ihrer Art einzig sein wird. Graz wurde dazu ausersehen.
Die Bedeutung, die dem Gottscheer Treffen beigemessen wurde,
ging allein schon daraus hervor, daß das Bundesministerium für
Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte
in Bonn diesen letzten Meilenstein vor dem Baubeginn
der Gottscheer Gedenkstätte filmen ließ.
Brenn Feuer,
brenn auf! Hoch schlugen die Flammen zum Himmel hinauf, dieweil Schuldirektor
i. R. Fritz Högler aus Klagenfurt die Feuerrede hielt und den
Tod heraufrief und das Leben. Er rief die, die ihr Tagwerk tun, er
rief die, die in den Gräbern ruhen. So Mann wie Weib, so
Kind wie Greis, die Toten standen mit uns im Kreis. So
schlössen wir um das Feuer einen Ring und ahnten in der aufgeworfenen
Glut der Herzen und des mächtigen Feuerbrandes das Zeichen, das Gott
in die Fahne schlug.
Und gaben uns der Nacht mit diesem Wissen, das über
Not und schweren Kümmernissen ein Morgen uns mit
hellen Glanz umfängt.
Der
Gottscheer Jugendchor aus Kapfenberg, in Gottscheer Volkstracht gekleidet
und
von Ella Rössel geleitet, sang und musizierte.
Sonntagmorgen.
Auf Regen folgte Sonnenschein. In hellen Scharen strömten wir
Gottscheer in die zweitürmige
barocke Wallfahrtskirche Mariatrost, wo unser Landsmann Pfarrer Josef
Seitz eine feierliche Messe zelebrierte und in "göttsheabarischer" Mundart
predigte. Nach
der hl. Messe: Blau-weiße Fahnen, Festabzeichen, Musik
und der Rhythmus, der sich selbst empfindenden Masse.
Gute, frohe und freudige Stimmung im Hotel-Restaurant
"Zum Kirchenwirt". Viele bekannte Gesichter, viele vertraute Köpfe.
Mit Sonderautobussen, mit Zügen und im
Flugzeug waren sie aus allen Bundesländern, selbst aus
der Bundesrepublik Deutschland, aus der Schweiz, aus
den USA gekommen. Wiedersehen macht Freude.
Es schlägt
zehn Uhr. Atemlose Spannung im Saal des
Hotel-Restaurants. Kopf bei Kopf gedrängt - Hunderte.
Alois Krauland eröffnet die Hauptversammlung des Vereines "Gottscheer
Gedenkstätte" und begrüßt
die Festgäste. Mit schlichten, herzhaften Worten spricht er vom
Baubeginn der Gedenkstätte, die allen Toten der verlorenen Heimat,
den Kolonistenahnen, den Eltern und Voreltern, allen Opfern auf den
Schlachtfeldern, der Gefangenschaft und der Vernichtungslager geweiht
sein soll.
Ein das ganze Gottscheer Volk ehrendes Bauwerk soll es
werden - und wird es auch werden: Denn täglich opfern
die Vereinsmitglieder annähernd 800 Schilling dafür, und
das schon seit zwei Jahren. Rund 600.000 Schilling seien
schon heute beisammen.
Nur durch Opfer
wird Großes erreicht, ohne Opfer gibt es
keine Gemeinschaft, aber auch keinen Segen!
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Modellentwürfe
- Gottscheer Gedenkstätte |
Als Leiter
des Vereines wurde wieder Alois Krauland gewählt, als sein Stellvertreter
Johann Schemitsch; ferner
der bisherige Schriftführer Alois Kresse und als Kassier
Fritz Ledoltis. Anschließend eifrige Diskussion im Ausstellungsraum.
Hier wurden die Entwürfe und Modelle
für den Bau der Gedenkstätte beraten. Vier Grazer Architekten stehen
einander im Wettbewerb: Dipl.-Ing. Eberhard Jäger,
Karl Lebwohl, Dipl.-Ing. Odo Wosotka sowie
das Zweigespann Dipl.-Ing. Otto Orasch und Gerhard
Haidvogel.
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Es war eine Wahl durch
Stimmzettel gewesen, und man sah, der Geschmack der
Gottscheer ist wählerisch, ausgesucht und verfeinert.
Trotzdem war es vielen schwer gefallen, sich für dieses
oder gegen jenes Projekt zu entscheiden; manch einer
kam zu gar keiner Entscheidung. Aber es eilt ja nicht; denn
es sollen ja auch jene Landsleute, die nicht nach Mariatrost kommen konnten,
mit entscheiden. An der
herrlichen Lage des Baugrundes aber, der im Flaggenschmuck prangte, freute
sich jedermann. Es herrschte helle Begeisterung.
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