|
Weihegebete des
Generalvikars Prälat
DDr. Rupert Rosenberger
Weihe der Gedenkstätte
Allmächtiger
Gott, zur Ehre Deines Namens und
zur Ehre des hl. Bartholomäus haben wir diese
Stätte erbaut. Wir bitten Dich, segne und heilige
diesen heiligen Ort, vertreibe alle Nachstellungen
des Feindes, vereine alle, die sich hier versammelt,
zu einer Gemeinschaft des Glaubens und brüderlicher Liebe. Schenke
den Betrübten Deinen Trost,
laß die Zweifelnden und Irrenden den rechten Weg
finden, richte die Verzagten auf und gib den Starken Beharrlichkeit im
Guten, damit alle die mit
Herz und Mund Dich und Deinen Sohn und den Heiligen Geist loben und preisen
in alle Ewigkeit. - Amen.
Generalvikars
Prälat DDr. Rupert Rosenberger
Weihe
der Gedenktafeln
Herr
Jesus Christus, Du hast gesagt - ich bin die
Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt,
wird ewig leben. Wir bitten Dich, segne diese Tafeln, auf denen die Namen
der Opfer der Kirche
und der Flucht eingetragen sind. Sie haben ihre
große Liebe dadurch bewiesen, daß sie ihr Leben
und ihre Freuden hingegeben haben. Nimm ihre
Leiden und das Opfer ihres Lebens als Sühne an
und schenke ihnen als Lohn für das Gute, das sie
getan haben, die Gemeinschaft mit Dir und Deinen
Heiligen. Durch Dich, Christus Jesus, der Du lebst
und herrschst in alle Ewigkeit. - Amen.
Weihe der Vereinsfahnen
Herr Jesus
Christus, Dein Volk ist hier versammelt aus vielen Ländern der
Erde. Es weiß, daß Du
allein Heimat und Geborgenheit bieten kannst, darum
hat es zu Deiner Ehre dieses Gotteshaus erbaut,
bleib Du hier als unsere geistige Mitte und unser
Führer durch das Erdenleben. Segne diese Fahnen, daß sie als
Symbol des Zusammenhaltens in
Einheit die Gottscheer hier und in Übersee verbinden. Laß alle,
die sich zu diesen Fahnen bekennen,
für Deine Ehre und das Wohl der Mitmenschen eintreten, wo immer
sie stehen, auf daß Deine Liebe
einen schwachen Widerschein geben könne in uns
und in Deinen Brüdern und Schwestern, der Du
lebst und herrschest mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes
in alle Ewigkeit. - Amen.
Unter der
Leitung des Kapellmeisters, Hauptschuloberlehrer Wolfgang Puchtler,
beginnt die Jugendblaskapelle
aus Leibnitz mit dem Platzkonzert. Schneidig und flott
die Einleitung. "Die Himmel rühmen..." derselben Blaskapelle
klingt fromm und anmutig in den Sonntagmorgen, Gedichte und Gottscheer
Lieder unter Leitung von
Frau Ella Rössel werden vom Jugendchor aus Kapfenberg mit Innigkeit
vorgetragen.
Obmann Alois
Krauland tritt zur Festansprache an die Rednerbühne. Ganz feierlich und sichtlich gerührt
spricht er Worte der Freude und des Dankes heute an
diesem großen Tage. Atemlose Stille herrschte, als er
seine Festrede begann.
Die Festrede unseres Obmannes Alois Krauland
In
dieser feierlichen Stunde vereinigen sich im Geiste alle noch lebenden
Gottscheer
mit uns, die wir das Glück
haben, heute hier anwesend zu sein, um an der Einweihung der Gedenkstätte
für alle Gottscheer teilzunehmen,
getreu unserem Väterglauben und althergebrachter
Sitte.
Alois Krauland
Es
ist ein Fest des Glückes, der Freude und auch der
Dankbarkeit an unseren Herrgott. Diese Stätte des Gedenkens wird mit heutigem
Tage zum sichtbaren Zeichen
unserer Liebe zu unserem Volkstum, unserer Treue zur
alten verlorenen Heimat und unserer Ehrfurcht vor unseren Ahnen. Im besonderen
finden hier die Ehrung jene
Männer, Frauen und Kinder, Brüder und Schwestern, welche im
Laufe der 630-jährigen Geschichte des Gottscheertums ihr Höchstes
als Opfer, das Opfer ihres Lebens gaben. Wie schwer das Schicksal unserer
Volksgruppe auch heute noch ist, kann man daraus ersehen,
daß in der letzten Zeit bisher drei zukunftsfrohe junge
Männer in der Blüte ihres Lebens, dieses ihr Leben im
Fernen Osten für eine neue Heimat hingeben mußten.
Wir haben unsere alte Heimat im Winter 1941-1942 verlassen. Diese
Heimat, "Gottscheer Ländchen", "die
deutsche Sprachinsel Gottschee" oder kurz "Gottschee" genannt,
lag 60 Kilometer südlich von Laibach im ehemaligen Herzogtum Krain.
Das gesamte Siedlungsgebiet
umfaßte 840 Quadratkilometer. Die Gottscheer siedelten
in 171 Dörfern und Weilern und einer Stadt, namens Gottschee.
Nach
den vorhandenen Überlieferungen
war die 600-jährige Geschichte unserer Heimat sehr wechselvoll
und
reich an Prüfungen. Manchmal drohte die völlige Ausrottung der Bevölkerung,
besonders in der Zeit der Türkeneinfälle und der menschenmordenden
Pest. Unsere Ahnen hatten es also nicht leicht. Es wurde ihnen nichts geschenkt.
Alles mußten sie sich schwer erarbeiten. Der
Karstboden war karg und konnte die kinderreichen Familien kaum ernähren.
Deshalb kam es schon gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts zu Abwanderungen nach Übersee.
Das
schwere Ringen um ein ärmliches Dasein viele Geschlechter hindurch
brachte ein hartes Volkstum hervor.
Gottvertrauen, Fleiß und Genügsamkeit waren weitere
Eigenschaften, die dem Gottscheer nach dem Verlust
der Heimat beim Aufbau einer neuen Existenz sehr zustatten kamen. Dank
der Pionierarbeit in früheren Jahrzehnten leben daher die Gottscheer
heute zu einem sehr
großen Teile in Amerika und Kanada, ein Teil ist in
Deutschland untergekommen und der Rest ist in Österreich verblieben. Überall
da haben sie eine neue Heimat
gefunden.
|
|
|
|
In allen
Zweigen der Berufsstände finden wir heute Männer Gottscheer
Blutes bis zu den höchsten Stufen, die für
ihre neue Heimat segensreich wirkten, bzw. noch wirken.
Trotz ihrer großen Streuung erlahmt das Bekenntnis zum
Gottscheertum nicht und mit Stolz bekennen sie sich zu
ihrer Gottscheer Abstammung.
Einige
Jahre nach dem großen Unglück, das uns Gottscheer durch den
Zweiten Weltkrieg getroffen hat, rief
unser ehrwürdiger Pfarrer Heinrich Wittine seine Landsleute zum
Bau einer Gottscheer Gedächtniskapelle auf.
Dieser Aufruf fand bei seinen Landsleuten einen so großen Widerhall,
daß am 15. Mai 1963 ein Verein "Gottscheer Gedenkstätte" gegründet
wurde, der sich die Erbauung einer Gedenkstätte zur Aufgabe gemacht
hat.
Gottscheer Frauen und Männer haben damals die Aufgabe übernommen,
der Heimat ein Denkmal der Ehre zu errichten, sie konnten aber noch nicht
ermessen, welche
Größe und welches Gesicht dasselbe erhalten würde. Sie
waren nur überzeugt, daß die alte Heimat unsere Ahnen
und Opfer zum Abschluß der Geschichte des Gottscheertums ein würdiges
Ehrenmal verdient haben und daß ein
solches auch auf eigenen Grund und Boden erstehen
wird.
Dank der ererbten Volksverbundenheit und dem
Idealismus unserer Mitarbeiter wie auch der Opferbereitschaft der Landsleute
war es dem Vereine möglich, innerhalb von vier Jahren das gesteckte
Ziel zu erreichen.
Schon ein Jahr nach der Gründung führte uns ein gütiges
Geschick nach Mariatrost, wo wir am 20. August 1964 dieses Grundstück
käuflich
erwerben konnten. Ein Jahr später, in der Hauptversammlung des Jahres
1965, konnten wir unseren Landsleuten vier Entwürfe von vier heimischen
Architekten vorlegen. Mit überwiegender Mehrheit
erhielt der Entwurf des Architekten Dipl.-Ing. Eberhardt
Jäger aus Graz die Zustimmung unserer Mitglieder. So
konnten wir wiederum ein Jahr später am 31. Juli 1966
nach den Plänen des Architekten Jäger den Grundstein
zu dieser Gedenkstätte legen. Heute haben wir das groBe
Glück, die Gedenkstätte der Gottscheer in Graz-Mariatrost feierlich
einzuweihen und sie der Bestimmung zu übergeben.
Im oberen
Gedenkraum sind Gedenktafeln mit mehr als 1100 Namen angebracht. Es
sind dies die erfaßten Opfer
des Ersten und Zweiten Weltkrieges und die Opfer, die
leider in sehr großer Zahl in den Wirrnissen der Nachkriegszeit
ihr Leben für ihr Volkstum hingeben mußten.
Für jene Opfer, die nicht erfaßt werden konnten, sind
noch einige Tafeln vorgesehen. Die Entwürfe für die dem
Bau eingefügten Betonglasfenster stammen von Prof.
Franz Felfer in Graz. Der untere Raum wird als Archiv-
und Museumsraum Verwendung finden.
In der Urkunde
des Patriarchen Bertrand von Aquileja an den Grafen Otto von Ortenburg
in Kärnten vom 1. September 1339 wird erstmals eine Kapelle in
der Gegend
von Mooswald erwähnt, die dem Apostel Bartholomäus
geweiht war. Aus Tradition wollen wir diese Ehrenstätte
der Gottscheer diesem Heiligen weihen.
Wir weihen
heute hier auch zwei Vereinsfahnen, die Vereinsfahne des Gottscheer
Deutschen Vereines in Chicago und die Vereinsfahne des Alpenclubs in
Kitchener in
Kanada. Mögen diese beiden Fahnen Sendboten der Heimat sein und
zur Erhaltung unseres Volksstammes in der
neuen Heimat beitragen. Dieser unser aufrichtigster
Wunsch möge sie dorthin begleiten. Beide Vereine haben ihr Bestes
für die Erbauung dieser Gedenkstätte getan.
Wir danken aus diesem
feierlichen Anlaß allen unseren
Landsleuten, die für diesen würdigen Bau geopfert und
durch ihre Mitarbeit dieses Werk ermöglicht haben, aus
tiefstem Herzen. Wir wollen aber hier niemanden besonders hervorheben
und ehren. Die Gedenkstätte ist ein
Werk aller Gottscheer. Es ist alles aus Idealismus geschehen. Den Mitarbeitern
brachte dieses Werk keinen
materiellen Nutzen, sondern nur noch eine weitere Belastung und noch
mehr Opfer. Wir können daher die Gemeinschaft, die sich bei der Verwirklichung
unserer Gedenkstätte gebildet hat, als die der Idealisten unseres
Völkleins bezeichnen und alle Gottscheer können stolz
auf dieses Werk sein.
|
|
|
|
Schließlich
danken wir der Steiermärkischen
Landesregierung für ihren ansehnlichen Beitrag zur künstlerischen
Ausgestaltung unserer Gedenkstätte. Bei dieser
Gelegenheit danken wir auch dem Bundesland Steiermark und ganz Österreich
für die liebevolle Aufnahme
unserer Volksgruppe in den Nachkriegsjahren. Wir fanden hier die erste
Hälfte christlicher Nächstenliebe, bis
sich für uns auch andere Hilfsquellen erschlossen. Wir,
die wir hier leben und wirken dürfen, sind glücklich darüber,
daß wir in Österreich eine neue Heimat gefunden
haben. Dadurch, daß es uns gegönnt war, hier in Mariatrost
unsere Gedenkstätte zu erbauen, werden auch unsere übrigen
Landsleute in Österreich ihre wahre Heimat
sehen und immer wieder hierher zurückkehren.
Das
große
Gemeinschaftswerk der Gottscheer, das die
Geschichte unserer Heimat abschließen soll, ist vollendet. Wir wollen
Gott danken für seinen Beistand bei der
Durchführung dieser großen Aufgabe. Wir wollen ihn
auch bitten, seine segnende Hand über uns und unsere
Ehrenstätte zu halten. Diese Gedenkstätte verkörpert
nunmehr unsere verlorene Heimat und die Heimaterde,
die hier auch ein Plätzchen gefunden hat, verbindet symbolisch diese
Gedenkstätte mit unserer alten Heimat.
Hier werden in Zukunft alle unsere Gedanken sich treffen, in Stunden
des wahren Glücks, wie auch in Stunden
der Wehmut und der Sorgen. Hier wollen wir in Zukunft
mit unseren Toten Zwiesprache pflegen und ihrer gedenken. Hatten wir
die alte Heimat bisher im Herzen verborgen, mit der Vollendung unseres
Heimatdenkmals sind
wir viel reicher geworden, wie haben wieder eine gemeinsame geistige
Heimat, wir haben unser Heiligtum.
Wir
rufen unsere Jugend auf, dieses Denkmal ihrer Väter
in ihr Herz einzuschließen, es zu achten und hier immer wiederzugeloben,
nach dem Vorbild ihrer Väter zu leben, auch wenn sie in Zukunft
verschiedene Sprachen sprechen sollte. Wenn sie diesen Ruf hochhält,
so wird es
Gottscheer geben, solange diese Gedenkstätte als unsere geistige
Heimat besteht.
Möge
Gott in diesem Sinne walten und dereinst allen
Gottscheern seine himmlische Heimat schenken für alle Ewigkeit.
Wir grüßen
von dieser Stelle aus in dieser feierlichen
Stunde alle unsere Landsleute, wo immer sie auch leben,
in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Kanada,
in Südamerika, in Australien, in Deutschland und in
Österreich. Gott schütze sie alle!
www.gottschee.de
Inhaltsverzeichnis
Artikel
|