Erhebung der Lokalkaplaneien zu Pfarren und Errichtung neuer Pfarren,
Josef Erker, Pfarrer in Mösel, 1930.



Alle neu errichteten Gottscheer Seelsorgekirchen standen auf dem Territorium, das ist auf dem Gebiete der Pfarre Reifnitz und unterstanden natur- und kirchenrechtlich der Seelsorge-Oberhoheit der Pfarrer von Reifnitz, welche bis zum Jahre 1461 Hauptpfarrer waren und von da an auch Archidiakone über alle Gottscheer Pfarren in Unter- und Innerkrain wurden.

Die Seelsorgestationen waren zuerst selbständige Lokalkaplaneien bis zur Erhebung als Pfarren, aus denen wieder Lokalkaplaneien abgetrennt und mit der Zeit zu selbstständigen Pfarren erhoben wurden.



Gottschee, Valvasor 1679


Gottschee wurde zuerst Pfarre im Jahre 1393 und der Pfarrer von Gottschee Hauptpfarrer für alle Gottscheer Lokalkaplaneien. Diese wurden zu pfarren erhoben: Nesseltal 1400, Rieg 1407, Mösel 1509, Tschermoschnitz 1509, Altlag zuerst Vikariat 1509, dann Pfarre 1783, Ossilnitz 1509.

Im Jahre 1787 wurden die Archidiakonate abgeschafft und die Dekanate eingeführt. Am 8. März 1787 wurde Gottschee zum Dekanate erhoben und ihm die Gottscheer Pfarren unterstellt.

Aus genannten Pfarren wurden als Lokalkaplaneien abgetrennt und erhielten den Titel Pfarre:

Aus Gottschee: Mitterdorf Pfarre 1788. Aus Rieg: Morobitz Lokalkaplanei mit Hofdekret vom 10. Juli 1791, Pfarre 1876; Göttenitz Lokalkaplanei mit Hofdekret vom 18. Oktober 1845, Pfarre 1878. Aus Mösel: Oberskrill Erpositurkaplanei mit Hofdekret vom 4. Juni 1840. Aus Tschermoschnitz: Stockendorf
Lokalkaplanei 1791, Pfarre 1875; Pöllandl Lokalkaplanei 1792, Pfarre 1875. Aus Altlag: Ebental Lokalkaplanei mit Hofdekret vom 23. Mai 1807, Pfarre 1876; Unterwarmberg Lokalkaplanei mit Hofdekret vom 19. Juni 1825, Pfarre 1875. Aus Altenmarkt-Pölland: Unterlag Lokalkaplanei mit Hofdekret vom 21. Mai 1796, Pfarre 1875; Unterdeutschau Lokalkaplanei 1828, Pfarre 1854. Aus Reifnitz: Masern mit Dekret der Kaiserin Maria Theresia vom 30. Oktober 1767, Pfarre 1875. Aus Ossilnitz: Obergras Lokalkaplanei 1799. Pfarre Obergras-Suchen 1834.

Im Jahre 1752 hat Papst Benedikt XIV. das Patriarchat in Aquileja aufgehoben und an seiner Stelle das Erzbistum Görz errichtet, worunter von diesem Jahre (1752-1787) alle Gottscheer Pfarren und Seelsorgestationen gehörten. Im Jahre 1787 wurde das Erzbistum Görz aufgehoben und wurden fast alle einstigen Pfarren des Aquilejer Patriarchen in Krain dem Laibacher Bistum zugeteilt, so auch die Gottscheer Pfarren, welche bis heute unter diesem Bistume sich befinden. Die jetzigen Gottscheer Pfarren sind: Gottschee, Mitterdorf, Rieg, Göttenitz, Morobitz, Altlag, Ebental, Unterwarmberg, Nesseltal, Mösel mit der Kaplanerpositur Oberskrill, Unterlag, Unterdeutschau, Tschermoschnitz, Stockendorf, Pölland, Masern und Suchen, somit 18 Seelsorgestationen.

Eine deutsche Gottscheer Seelsorgestation ist auch noch Suchen bei Cabar. Im Jahre 1363 erstreckte sich das deutsche Kolonisationsgebiet bis an die Kulpa und Cubranka. Erst von da verbreitete sich die Kolonisierung allmählich in das Gebiet von Obergras und Suchen, und entstand zuerst aus der Pfarre Ossiwnitz die Lokalkaplanei Obergras, von 1799 bis 1834, wonach Suchen Pfarre wurde. Die Bewohner dieser Gegend waren seit der Besiedlung durch fünfhundert Jahre gottscheeisch-deutsch. Vor hundert Jahren fing die Mischung mit Slowenen an, doch sprechen auch heute noch zwei Drittel der Bevölkerung die gottscheeische Mundart in der Familie und im Verkehre, und bestand in Obergras eine deutsche Schule bis zum politischen Umsturze 1918, in welchem Jahre sie in eine slowenische umgewandelt wurde.

Um das Jahr 1812 kam in die Pfarre als Seelsorger der (kroatische) Priester Nikolaus Brusitsch, welcher seinen Namen zwar deutsch schrieb, aber des Deutschen nicht vollkommen mächtig war. Dieser habe, so berichtet die Überlieferung, den Pfarrinsassen gegenüber sich entschuldigt, daß er sehr schwer deutsch predige und sie Nachsicht haben mögen, wenn er die Predigt in slowenischer Sprache halte, welche sie selber ja auch gut verstehen. Die deutschen Pfarrinsassen hätten sich das ruhig gefallen lassen. Im Laufe der Jahrzehnte - Nikolaus Brusitsch war von 1812 bis 1854 Pfarrer in Suchen - war das, was anfangs gewissermaßen nur ein Precarium war, eine Art von Gewohnheitsrecht und solche alte Gewohnheiten sind - nicht mehr abzubringen. Durch die slowenische Predigt und durch den slowenischen Religionsunterricht wurden die Deutschen dortselbst in einem gewissen Sinne allmählich zweisprachig gemacht; das Gottscheeische bildete nämlich ihre Haus- und Familiensprache, also die wirkliche Mutter- und Umgangssprache, das Slowenische aber wurde zur Beicht- und Gebetssprache.

Wenn auch Kirche und Schule in Suchen ganz slowenisch sind, so kann die Pfarre Suchen noch solange als Gottscheer Pfarre gelten, als die Gottscheer Sprache von zwei Dritteln der Bevölkerung in Familie und Verkehr gesprochen wird.

(Jubiläums-Festbuch der Gottscheer 600-Jahrfeier 1930, Josef Erker, Pfarrer in Mösel)

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