Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Der Weltkrieg und die Pfarre Mösel.

Am 26. Juli 1914 wurde die Mobilisierung angeordnet. An diesem Tage - es war Sonntag hielt Pfarrer Erker den Pfarrgottesdienst um 10 Uhr in Niedermösel und verlas das Mobilisierungsdekret. Mit diesem Tage begann der furchtbare Weltkrieg. Die Einberufenen hatten keine Ahnung von dessen Schrecklichkeit und rückten mit Begeisterung, lustig und sorgenlos ein wie zur Waffenübung in Friedenszeit. Viele von ihnen kehrten nicht mehr heim.

Mit Beginn des Weltkrieges trat eine gewaltige Aufgabe auch an den Pfarrer. Fast alle Erlässe an das Gemeindeamt wurden auch an das Pfarramt zwecks Verkündigung und Erklärung von der Kanzel und allseitiger Mithilfe geschickt. Der Pfarrer wurde somit auch in der Heimat in den Kriegsdienst gestellt als Tröster der Hinterbliebenen, als Berater und Helfer in jeglicher Not, als Ermunterter und Aufklärer in Zaghaftigkeit und Mutlosigkeit, als Verkünder der Pflichten in der Heimat und im Kriege und als Mitarbeiter in allen Belangen der Kriegsfürsorge.

Der demoralisierende Weltkrieg hat auf das religiöse Leben auch in der Pfarre Mösel nachteilig eingewirkt. Besonders Männer und Jünglinge haben sich dem Gottesdienste und dem Sakramentenempfange entwöhnt und dem Alkoholismus zugeneigt. Die Frauen und Mädchen sind aber mit sehr wenigen Ausnahmen religiös, ehrbar und tugendhaft geblieben.



Der Weltkrieg und die Gemeinde Mösel.


Das Gemeindeamt hatte seinen Sitz immer in Mösel. Nach der Auswanderung des Bürgermeisters Hans Jonke am 25. Juni 1913 kam es auf drei Monate nach Reintal und dann in die kleinste Ortschaft der Gemeinde nach Ober-Pockstein, 8,2 km entfernt von Mösel. Am 28. September 1913 ist nämlich
Matthias Jonke, Landwirt in Ober-Pockstein, zum Bürgermeister gewählt worden und hat das Gemeindeamt zu sich nach Ober-Pockstein übertragen und durch die ganze Kriegszeit ausgeübt bis Mai 1919, als die slovenische Gerentschaft eingesetzt wurde. Begabt mit gutem Verstande und bewandert im Aufsatze konnte er allein ohne Sekretär allen Anforderungen des Gemeindeamtes entsprechen. Urwüchsig und treffend war er insbesondere in den mündlichen Verlautbarungen auf dem steinernen Tische unter der alten Dorflinde in Mösel. In gottscheeischer Mundart und mit einigen kurzen kernigen Sätzen machte er die langatmigen und unverständlichen Erlässe der Behörden kund und allen verständlich. Durch den Sitz des Gemeindeamtes in Ober-Pockstein erhielt dieses weltentlegene Dörflein besonders in der Kriegszeit einige Berühmtheit, indem selbst Behörden und Militär in ihren Angelegenheiten den Bürgermeister in Ober- Pockstein aufsuchen mußten. Für die Gemeindeinsassen war es jedoch eine sehr große Plage und Zeitversäumnis, den über zwei Stunden weiten und steinigen Weg zum Gemeindeamte machen zu müssen.

Im Mai 1919 wurde die deutsche Gemeindevertretung durch die neue Regierung aufgelöst und die slovenische Gerentschaft eingesetzt und die slovenische Amtsführung angeordnet. Am 17. November 1921 war wieder ordentliche Gemeindeausschußwahl, wobei die heimischen deutschen Gemeindeinsassen mit 12 Mandaten wieder zur vollen Geltung kamen, während die Slovenen 4 Mandate erhielten.

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