Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Räumliche Ausdehnung der Pfarre.

Vom Pfarrorte Mösel beträgt die Entfernung nach Nieder-Mösel 1.7 km, nach Durnbach 3.1 km, nach Otterbach 3.9 km, nach Reintal 2 km, nach Verderb 4.8 km, nach Verdreng 6.7 km, nach Ober-Pockstein 8.2 km, nach Unter-Fliegendorf 6 km, nach Ober-Fliegendorf 6.9 km, nach Žlebe (Mittermühle), Grgel (auch Görgelj)und Ober-Wilpen an der Kulpa 13-14 km, nach Unter-Skrill 10.6 km, nach Ober-Skrill 12 km, nach Küchlern 12 km. Von Mösel nach Gottschee sind 9 km, zur Bahnstation Gottschee 11 km. Seehöhe in Mösel ist 510 m, in Ober-Skrill 659 m. Die Nachbar Pfarren von Mösel sind: Gottschee, Nesseltal, Unterlag, Banjaloka und Brod-Moravice mit Završje in Kroatien an dem Kulpaflusse.



Die Expositur Oberskrill.

Zur Pfarre Mösel gehört auch die Expositur Oberskrill.

Unter Expositur in kirchlichem Sinne versteht man eine mit Bewilligung der geistlichen und weltlichen Obrigkeit im Bereiche der Mutterpfarre errichtete, von dieser mehr oder weniger abhängige Seelsorgestation. Zweck der Expositur ist die leichtere und ersprießlichere Ausübung der Seelsorge in ausgedehnten Pfarren, in welchen
die entlegeneren Ortschaften wegen zu weiter Entfernung von der Pfarrkirche oder wegen Beschwerlichkeit des Weges vom Pfarrorte ans weniger zweckmäßig providiert werden können und daher eines eigenen, mit mehr oder weniger pfarrherrlichen Rechten ausgestatteten Seelsorgers bedürfen. Exposituren werden darum nur bei
Filialen errichtet. Eine solche Expositur besteht auch in Oberskrill.

Vor 240 Jahren gab es in der ganzen Skriller Gegend nur eine Kirche, die in Unterskrill. Denn Valvasor, der in seinem 1689 erschienenen Werke "Ehre des Herzogtums Krain" alle damaligen Filialen der Pfarre Mösel aufzählt, weiß von einer solchen in Oberskrill nichts zu berichten, wohl aber schreibt er von einer Filiale "zum heil. Kreutz zu Skhrill, darinn zween Altäre befindlich als: 1. deß heil. Kreutzes und 2. Unser L. Frauen und S. Margareten." Damit ist offenbar die Filialkirche in Unterskrill gemeint, welche dem heil. Kreuz geweiht ist und heute noch besteht. Die in Oberskrill zur schmerzhaften Mutter Gottes, wo der Sitz der Expositur ist, ist also späteren Ursprunges.

Es ist leicht begreiflich, daß bei der großen Entfernung Skrills (10 bis 12 km) von der Pfarrkirche in Mösel und bei der schlechten Verbindung des Pfarrortes mit der Skriller Gegend bei den Bewohnern der letzteren gar bald der Wunsch nach einem in der nächsten Nähe angestellten Seelsorger sich äußerte. Deshalb haben sich die Skriller
schon vor mehr als 145 Jahren eifrig bemüht, die Errichtung einer für sie nahe gelegenen Seelsorgestation zu erwirken. Und in der Tat war es schon im Jahre 1785 allerhöchsten Orts genehmigt, zu Skrill eine Lokalkaplanei zu errichten und derselben die Ortschaften Oberskrill, Küchlern, Ober- und Unterfliegendorf, Verdreng und Pockstein, dann die Mühle an der Kulpa insgesamt mit einer Anzahl von 499 Seelen zuzuteilen. Daß die Lokalie nicht zustande kam, hatte seinen Grund vermutlich in der Unzulänglichkeit des krainischen Religionsfondes, welcher die Dotierung des Lokalkaplans jährlich 300 Gulden hätte übernehmen sollen.



Ansicht des wunderbar romantischen Kulpatales von Ober-Skrill aus


Es ist aber auch möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß wegen des Standortes der zu errichtenden Seelsorgestation zwischen den Unter- und Oberskrillern ein Streit entstand. Erstere wünschten natürlich die Station bei ihrer altehrwürdigen Kirche zum hl. Kreuz, während die Oberskriller mit ihrem Anhange ihre jüngere, kaum achtzig Jahre
alte, auf luftiger Höhe gebaute Marienkirche als für den genannten Zweck geeigneter bezeichneten. Die Folge dieser Reibereien und Streitigkeiten war, daß die Verhandlungen ins Stocken gerieten und sich endlich ganz zerschlugen, so daß der Wunsch weder der einen noch der anderen in Erfüllung ging. Dazu kam noch die Diözesanregulierung, welche um diese Zeit stattfand, und durch die im Jahre 1787 Unter- und Innerkrain aus der Diözese Görz ausgeschieden und der Laibacher Diözese zugewiesen wurden. Es ist natürlich, daß bei Umwälzungen, welche solche Regulierungen mit sich führen, vor allem die allerwichtigsten und notwendigsten Fragen gelöst
werden, während andere minder wichtige Angelegenheiten, wie die Errichtung einer Lokalie oder Expositur, mehr in den Hintergrund treten.

Eine Hauptschwierigkeit, an der alle Bemühungen der Skriller scheiterten, blieb aber doch immer die leidige Geldfrage. Der "nervus rerum gerendarum", der Lebensnerv aller Dinge aus dieser materiellen Welt ist und bleibt das Geld, das bekanntlich nicht nur die Welt regiert, sondern auch jedem einzelnen zum Leben unumgänglich notwendig ist. Wollten also die Skriller einen eigenen Seelsorger haben, so mußten sie selbstredend auch für dessen Lebensunterhalt, Besoldung Sorge tragen. Aber gerade hierin lag die fast unüberwindliche Schwierigkeit; die kleine Gemeinde konnte unmöglich allein für die Dotation des Geistlichen aufkommen, der Religionsfond gab aber auch nichts her, weil er selber nicht viel hatte. Die guten Skriller mußten also wieder auf andere Mittel und Wege bedacht sein, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Sie behalfen sich jetzt damit, daß sie kränkliche oder ältere, aber nicht ganz arbeitsunfähige Priester, die in den zeitlichen oder definitiven Ruhestand getreten waren oder zu treten gedachten, freundlich einluden, zu ihnen zu kommen, und gegen einen mäßigen Entgelt den Gottesdienst wenigstens an Sonn- und Feiertagen bei ihnen abzuhalten und in den allerdringendsten Fällen die Sakramente zu spenden. Und wirklich haben sich Priester gefunden, welche sich ihrer annahmen und sich bei ihnen auf kürzere oder längere Zeit niederließen und welche noch vor der Errichtung der Expositur ihnen Seelsorgedienste leisteten und mangels eines eigentlichen Pfarrhofes mit der Unterkunft in Bauernhäusern fürliebnahmen.

Natürlich war dieser Zustand nur ein provisorischer, sozusagen von heute auf morgen. Deshalb ruhten die Skriller nicht, sondern wiederholten ihre Bitten immer wieder. Mit besonderem Nachdruck taten sie dies in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Bei den diesbezüglichen Verhandlungen trat aber nicht mehr Skrill, wie bisher, sondern Oberskrill als Standort der Lokalie beziehentlich der Expositur in den Vordergrund und wurden nebst den oberwähnten Ortschaften auch Suchenreuter aus der Pfarre Rieg und Hornberg aus der Stadtpfarre Gottschee statt der Dörfer Verdreng und Pockstein als der zu errichtenden Seelsorgestation zuzuweisende Dörfer bezeichnet. Dem begründeten Ansuchen wurde endlich Folge gegeben und im Jahre 1840 die Errichtung einer Expositur in Oberskrill bewilligt.

Über die Entstehung der Expositur Oberskrill heißt es in einer im Jahre 1850 verfaßten Denkschrift folgendermaßen: "Schon 120 Jahre stand hier die Filiale zu der Pfarrkirche in Mösel, deren Gründung der jetzt lebenden Generation nicht erdenklich und aus Mangel sonstiger Urkunden unbekannt ist. Da der Weg zur Mutterkirche sehr weit und beschwerlich für alte Leute, und im Winter, weil hier der Schnee meistens sehr tief ist, auch für junge fast nicht möglich ist, so suchte schon lange diese Gemeinde um einen Geistlichen an, aber immer vergebens. Doch des Bittens nicht müde und durch die abschlägigen Bescheide unerschreckbar, versuchten sie immer wieder. Vorzüglich gab sich Mühe der Kleinhäusler Peter Wittine von Oberskrill Nr. 9, dessen Bitten der damalige Herr Pfarrer in Mösel Michael Wolf, gebürtig aus Lienfeld, auch mit seiner Fürsprache unterstützte, worauf durch die gediegene bittliche
Vorstellung des Herrn Dechants Martin Rankel sich der Fürstbischof Anton Alois Wolf zu Laibach der Sache annahm, worauf nach allerhöchster Entschließung vom 4. Juni 1840 ein exponierter Kaplan bewilligt wurde. Als man schon die fröhliche Kunde vernahm, daß das Ansuchen der Gemeinde endlich gewährt wird, begab sich zu Georgi im Jahre 1839 der Priester Herr Michael Dobouschek, Kaplan von Mösel, als Quieszent, ehe noch eine Wohnung erbaut war, hieher. Ehe noch zwei Jahre nach allerhöchster Bewilligung eines Kuraten allhier verflossen, stand der Pfarrhof wie auch die Kirchensitze, von dieser kleinen Gemeinde ohne anderweitige Beiträge oder Beihilfe selbst erbaut, fertig da, und Herr Georg Steurer, gebürtig aus Koflern der Pfarre Mitterdorf, war gegen die Neige des Jahres 1840 (soll heißen 1841) als erster Expositur hierher dekretiert, und die Dörfer Oberskrill, Küchlern, Unterskrill, Ober- und Unterfliegendorf, Wilpen und Schlebe an der Kulpa und Suchenreuther, welches zur Pfarre Rieg gehörte, seiner Leitung anvertraut, welche gesamten Dörfer jetzt zur Expositur gehören, und so trat die Expositur Oberskrill ins Leben."

Aus diesem Berichte des Chronisten entnehmen wir also, daß der pensionierte Mösler Kaplan Dobouschek nach Oberskrill übersiedelte, bevor dort eine Priesterwohnung hergerichtet war. Er wohnte bis zur Erbauung des Pfarrhofes im Kirchturme ober der Sakristei, wo heute noch die rauchgeschwärzten Wände aus seinen ehemaligen Aufenthalt hindeuten. Als dann gegen Ende 1841 die Kuratenwohnung fertiggestellt war, kam als erster dekretierter Expositus nach Oberskrill der bereits erwähnte Georg Steurer, Kaplan von Nesseltal. In alten noch vorhandenen Aufzeichnungen wird Steurer berühmt wegen seiner "klugen Wirtschaft bei der Kirche" und wegen seiner "Gemeinnützigkeit". Wer da weiß, was bei einer erst ins Leben getretenen Seelsorgestation in und außer der Kirche alles anzuschaffen, herzustellen, einzurichten und zu ordnen ist, der wird sich einen Begriff machen können von den Anforderungen, die an Steurer als den ersten Seelsorger von Oberskrill gestellt wurden. Seine erste Sorgfalt wandte er der Begräbnisstätte der Toten zu. Noch im Jahre 1842 wurde der räumlich beschränkte, in eine Vertiefung abfallende Friedhof in Unterskrill um die Hälfte erweitert, der Abgrund mit mehr als tausend Fuhren Erde ausgefüllt, das ganze Terrain geebnet und ringsum mit einer Mauer umgeben. Er gab sich ferner viel Mühe, dem den ganzen Pfarrhof und das Gotteshaus in Oberskrill umgebenden, stellenweise ziemlich wilden Terrain ein freundlicheres Aussehen zu geben. Deshalb rodete er, planierte er, bepflanzte er, pelzte er und schuf dort, wo früher Felsengeklüft und allerhand Gestrüpp emporstarrte, einen zierlichen Garten. Für die Kirche schaffte er einen Taufstein, einen Tabernakel mit sechs Altarleuchtern und andere Kleinigkeiten an. Was vom vorhandenen Sparpfennige abging, wußte er durch milde Beiträge der Gemeinde zu ersetzen. Auch der Kirche zum heil. Kreuz in Skrill vergaß er nicht. Diese erhielt unter ihm eine neue, im Jahre 1844 von Anton Samassa in Laibach gegossene Glocke, als Matthäus Persche und Johann Verderber Kirchenpröpste waren. Nach vierjähriger und sechsmonatiger ersprießlicher Wirksamkeit in Oberskrill wurde Steurer zum wirklichen Pfarrer von Mösel befördert und gleichzeitig
der Mösler Kaplan Johann Lobe als Expositus in Oberskrill angestellt.

Lobe arbeitete im Geiste Steurers weiter. Sein Hauptwerk war ein neuer Hochaltar für die Kirche in Oberskrill, welchen er mit einem Kostenaufwande von 300 Gulden, wozu die Gemeinde 59 Gulden beisteuerte, aufführen ließ, wie die Inschrift auf der Rückseite des Altars besagt: "Verfertigt von Herrn Lucas Tscheferin aus Idria unter dem Expositus Johann Lobe im Jahre 1849." Kost und Quartier erhielt der Bildhauer während der ganzen Arbeitszeit unentgeltlich vom geistlichen Herrn. Auch wurde unter ihm ein neuer Baldachin (Traghimmel) angeschafft: den Stoff dazu regalierte Matthias Verderber aus Verderb Nr. 5. Ferner erweiterte er den pfarrhöflichen Grundbesitz durch Erwerbung des unteren Büchelackers, der halben Palzergrube, des Reutleinschackers und der halben Krautgrube.

Nach Lobes Ernennung zum Pfarrer von Mösel im Dezember 1849 wurde als Exposit in Oberskrill der damalige Kaplan von Altlag Lorenz Kermel angestellt mit Dekret vom 14. Februar 1850. Welches Vertrauen dieser Herr in der Gemeinde genoß und in welch hohem Ansehen er stand, beweist der Umstand, daß er sogar zum Gemeindevorsteher gewählt wurde. Mit welcher Liebe aber auch er an den seiner Obsorge Anvertrauten hing, bewiesen seine testamentarischen Verfügungen. Nach zehnjähriger Wirksamkeit in Oberskrill war er im Jahre 1860 als pensionierter Kaplan auf den Kreuzberg bei Laas (Wallfahrtsort) übersiedelt, wo er bald darauf am 18. Februar 1861 starb. In seinem Testamente bedachte er die Kirche und das Armeninstitut von Oberskrill mit Legaten.

Nach Kermels Abgange im Jahre 1860 blieb die Expositur wegen des in der Diözese herrschenden Priestermangels unbesetzt bis Mai 1899. Während dieser Zeit mußte das Turmdach zweimal ausgebessert werden, das erstemal im Jahre 1873 unter Pfarrer Torkar, das zweitemal im Jahre 1899, als dasselbe durch Blitzschlag arg beschädigt wurde. Im Jahre 1892 mußte die infolge unvorsichtigen Läutens geborstene mittlere Glocke von Albert Samassa, Hofglockengießer in Laibach, umgegossen werden. Die Kirche erhielt ein neues Dach im Jahre 1886. Weniger Sorgfalt wurde auf die Erhaltung des Pfarrhauses verwendet, so daß dasselbe allmählich nicht geringen Schaden litt und schon im Jahre 1876, allerdings mit einiger Uebertreibung, als unbewohnbare Ruine bezeichnet wurde. Als dann die Skriller zu Fürstbischof Missia mit der Bitte um Besetzung der Expositur kamen, mußte selbstredend als erste Bedingung die Herstellung der Priesterwohnung verlangt werden. Dem ersten Lehrer in Unterskrill (1890-1903) Johann Erker gelang es, ein Baukomitee zu gründen, durch dessen Geldsammlungen und sonstige Bemühungen die Wiederherstellung des Pfarrhofes in den Jahren 1897 und 1898 ermöglicht wurde. Als daher am 4. Mai 1899 der bis
dahin in der Seckauer Diözese in Arzberg, Steiermark angestellte Priester Johann Maußer, ein gebürtiger Ebentaler, als Expositus nach Oberskrill kam, fand er ein ganz neu hergerichtetes Heim vor. Unter ihm ist die Filialkirche in Skrill und die Expositurkirche in Oberskrill gründlich renoviert worden. Fast jedes Jahr brachte neue Herstellungen und Reparaturen. Der Anfang wurde gemacht mit der Fassung und Vergoldung des Altars durch Bildhauer Götzl in Laibach und mit der gleichzeitigen Trockenlegung der Kirche durch Abgraben des Kirchplatzes im Oktober und November 1901. Im nämlichen Jahre erhielt die Kirche eine neue stattliche Fahne aus rotem Seidendamast mit goldgestickter Inschrift aus der Kunstanstalt K. Prinner in Wien. Am 13. März 1902 kam aus Straßburg eine schöne Muttergottesstatue für den Hochaltar, ein Geschenk des Oberleutnants Ott. Im nämlichen Jahre lieferte die Firma Anna Hofbauer in Laibach einen neuen Baldachin und zwei Vortraglaternen. Gleichfalls im Jahre 1902 ließ Maußer die Holzpflasterung aus dem Presbyterium entfernen und durch ein Zementpflaster ersetzen. Eine neue vom Tischlermeister Johann Fornbacher in Gottschee gelieferte hölzerne Kommunionbank brachte das folgende Jahr
1903, sowie auch einen neuen Kreuzweg, den Oberleutnant Ott in bekannter Freigebigkeit geschenkt und P. Odorich Kreiner, Franziskanerordenspriester, am 3. April genannten Jahres geweiht hat. Infolge Verwendens eines Herrn in Laibach hatte schon früher die Firma Pustet in Regensburg ein neues Missale geschenkt. So ward die Kirche in Oberskrill allmählich nicht nur mit allem Notwendigen, sondern auch mit manchem Wünschenswerten ausgestattet zur großen Freude der Bevölkerung. Der Gottesdienst konnte wieder in gewohnter Würde und Feierlichkeit abgehalten werden und der alte Wallfahrtsort zur schmerzhaften Mutter Gottes, zu dem Andächtige aus nah und fern, sogar aus dem angrenzenden Kroatien, herbeiströmten, lebte wieder auf.



Johann Erker, Lehrer in Unterskrill, mit Frau und zwei Schwestern am herrlichen Kulpastrande mit Ruine Schloß Kostel auf dem Bergkegel im Hintergrunde, 1900


Als wahrer Volksfreund war Maußer in einmütigem Zusammenwirken mit dem leider zu früh dahingeschiedenen Lehrer Joh. Erker auch auf die wirtschaftliche Hebung seiner Pfarrkinder bedacht, indem er durch die Einführung der Zahnstocher-Hausindustrie der Bevölkerung eine sichere Erwerbsquelle zu eröffnen und sie der Notwendigkeit zu überheben suchte, den Wanderstab zu ergreifen und im fernen Amerika einem unsicheren und zweifelhaften Verdienste nachzugehen. Das wohlgemeinte Unternehmen scheiterte leider an der Indolenz der Bevölkerung. Unter Maußer wurde auch der Anfang zum Bau einer so notwendigen Ortszisterne gemacht und vom Ackerbauministerium und vom Landesausschuss eine nahmhafte Summe erwirkt. Die Zisterne in Oberskrill wurde aber erst 1908 fertiggebaut. Daß nach solch menschenfreundlichem Wirken das Scheiden des geliebten Seelsorgers allgemein betrauert wurde, ist erklärlich. Er übersiedelte im Jahre 1903 als Kaplan nach Altlag und später nach Ebental, in seine Geburtspfarre, deren geistliche Leitung und Obsorge er, wenn auch nur in provisorischer Eigenschaft, übernahm und bis 1909 ausübte. Von 1909 bis Ende 1914 war er Administrator und Pfarrer in Pöllandl bei Töplitz, wo er krankheitshalber in Pension ging und als Aushilfspriester in die Grazer Diözese übersiedelte. Seit 1925 ist er Seelsorger in der deutschen Pfarre Fakšinci in Prekmurje SHS.

Sein Nachfolger als Expositus in Oberskrill war Johann Pelz (1904 - 1912), ein gemütlicher und beliebter Herr, welcher Kirche und Pfarrhof in gutem Zustande erhielt. Geboren am 3. Mai 1866 in Reifnitz, hatte er den urwüchsigen Charakter dieses Menschenschlages. Ende 1911 übersiedelte er als Pfarrer nach Hinach, wo er bis zu
seiner Erkrankung 1915 blieb. Als Pensionist kehrte er in die Nähe von Oberskrill zurück, nämlich nach Mrauen, suchte dann Heilung im Spitale der barmherzigen Brüder in Kandia bei Novo mesto, wo er am 14. März 1916 starb. In den Jahren 1912 und 1913 hatte Oberskrill wieder keinen Geistlichen, bis Johann Jaklitsch ein sehr tüchtiger Herr, geboren am 6. Oktober 1884 in Mitterdorf, am 21. August 1913 als Expositus kam, welcher leider schon das folgende Jahr am 18. September 1914 die Stelle verließ und Administrator von Stockendorf wurde und später am 19. Oktober 1918 als Pfarrer von Pöllandl starb, erst 33 Jahre alt. Der nächste Exposit Kaplan Anton Lovšin, geboren am 18. August 1883 in Reifnitz, war nur 19 Tage vom 23. 9. - 11. 10. 1914 in Oberskrill, von wo er als Feldkurat zur Militärseelsorge nach Klagenfurt einberufen wurde. Hierauf blieb die Expositur wieder zwei Jahre 1914-1916 unbesetzt. Der Weltkrieg brachte auch in die Seelsorge Veränderungen. Am 20. März 1916 kam Ignaz Oberstar als Seelsorger und blieb bis 3. März 1921. Seine Hauptsorge war slowenisch-nationale Betätigung. Peter Teran, Pfarrer in Mösel (1862-1871) hat im alten Pfarrbuch der Expositur Oberskrill folgende Anmerkung geschrieben : Lingua huius Curatiae est germanica dialectus Gothosvevi, sed molae ad Colapim a tempore immemorabili habent incolas Slavos et succesu temporis per emtionem etiam nonnullae domus in Oberskrill et Unterskrill Slavos incolas acceperunt, ideoque in missis publicis evangelium legendum utroque sermone"; das heißt in deutscher Übersetzung: die Sprache dieser Kuratie ist deutsch, der Dialekt gottscheeisch, doch haben die Mühlen an der Kulpa seit undenklicher Zeit slawische Bewohner und im Laufe der Zeit haben durch Kauf auch einige Häuser in Oberskrill und Unterskrill slawische Einwohner erhalten, deshalb ist beim öffentlichen Gottesdienste das Evangelium in beiden Sprachen zu lesen." Hiezu erlaubt sich Pfarrer Erker richtig zu stellen: Die Mühlen an der Kulpa hatten nicht seit undenklichen Zeiten slawische, im Gegenteile nur deutsche Einwohner. Das bezeugt der status animarum, wonach in Schlebe Nr. 8 und Nr. 9 schon vor 1770 Anton und Gregor und seit 1770 Andreas und Maria Verderber, in Oberwilpen Nr. 10 und 11 schon vor 1779 Nikolaus und Georg Verderber, in Grgelj Nr. 12 schon vor 1779 Johann und Martin Verderber, in Grgelj Nr. 15 schon vor 1750 Gregor und Maria Verderber und hernach Michael Verderber und Damian Ruppe Besitzer waren. Die jetzigen Besitzer Schneeberger stammen ursprünglich aus Tirol. Alle diese sind Gottscheer (freilich jetzt verslovenisierte Gottscheer) und stammten seit undenklichen Zeiten von Deutschen ab. Der Name Grgelj wird auch vom Vornamen Gregor abgeleitet, weil Gregor Verderber der ursprüngliche Mühlen Besitzer der Nr. 12 und 15 an der Kulpa gewesen ist, weshalb die beiden Mühlen noch heute heißen beim "Görgl". Auch die Fluren und Felder an der Kulpa tragen noch heute deutsche Benennungen. Deswegen hatte auch die alte nun verbotene Gottscheer Hymne: "Von Rinseguell zum Kulpastrand soll unser Lied ertönen" volle Berechtigung. Im slowenischen Buche: die Gottscheer Bezirkshauptmannschaft, "geographisch-geschichtliche Beschreibung von St. Tomšiè und Fr. Ivane Ljubljana 1887 heißt es in deutscher Übersetzung: "Die Pfarre Mösel hat 13 Dörfer und 1448 Einwohner, welche Gottscheer sind, nur in Oberskrill haben sich seit einigen Jahren einige Slowenen (Kostler) angesiedelt." Deswegen war auch der Gottesdienst in Oberskrill immer deutsch und bestand durch 30 Jahre 1888-1919 in Skrill eine deutsche Schule. Durch das Einwirken des Expositen Ignatz Oberstar hat die Schulbehörde die deutsche Schule in eine rein slowenische ohne deutsche Parallelklasse umgewandelt und die Kirchenbehörde mit gerechter Rücksicht aus den überwiegend größeren Teil der deutschen Bevölkerung nur den utragistischen Gottesdienst mit abwechselnd deutscher und slowenischer Sprache angeordnet. Nach Ignatz Oberstar, welcher am 3. März 1921 nach Kroatien auswanderte, war die Expositur bis 1922 unbesetzt. Am 13. April 1922 wurde Seelsorger in Skrill Johann Lovšin, ein Bruder des obigen Anton Lovšin, geboren am 8. Juli 1879 in Reifnitz, welcher am 10. Mai 1925 ebenfalls nach Kroatien übersiedelte und da eine Pfarre übernahm. Nach halbjähriger Vakatur erhielt Oberskrill am 15. September 1925 als Seelsorger Rudolf Kapš, welcher väterlicherseits ein Gottscheer ist, geboren am 13. Mai 1886 in Uršno selo bei Töplitz. Am 16. April 1929 kam er als Pfarrer nach Banjaloka. Infolge großen Priestermangels erhielt die Expositur vorläufig keinen Geistlichen.


Bei Bakatur haben die Pfarrer von Mösel die Seelsorge und halten instand und renovieren Kirche und Pfarrhof nach Möglichkeit. Unter Pfarrer Matthias Torkar im Jahre 1872 ist der Turm mit Schindeln neu eingedeckt und angestrichen worden, und hat die ganze Arbeit gekostet 357 Gulden. Pfarrer Franz Andrejak ließ 1886 das Kirchendach neu machen und das durch Blitzschlag 1899 stark beschädigte Turmdach renovieren. Pfarrer Josef Erker besorgte Ende 1912 die notwendige Neueindeckung der Kirche Oberskrill mit Dachschindeln um 1220 K 91 h und im August 1914 die der Kirche in Unterskrill mit Asbest-Zementschiefer um 704 K 30 h. Zur Eindeckung der letzteren Kirche leisteten die Insassen des Seelsorgsprengels einen Beitrag von 200 K.

Am Sonntag den 16. November 1924 hat Pfarrer Josef Erker in Oberskrill an Stelle der zwei im Kriegsjahre 1917 abgenommenen Bronzeglocken zwei Stahlgußglocken aus der Gießerei in Jesenice Oberkrain, geweiht, die große Ton G, Gewicht 620 kg zu Ehren des gekreuzigten Heilandes, die zweite Ton E, Gewicht 255 kg zu Ehre Maria der Königin vom heiligen Rosenkranze. Die Anschaffung dieser Glocken haben besonders die Herren Georg Hutter und Josef Verderber aus Oberskrill und Johann Verderber aus Oberfliegendorf (jetzt in Brooklyn) durch Sammlungen von Beiträgen ermöglicht.

Die kleine aus dem Weltkriege belassene Bronzeglocke aus dem Jahre 1705 Ton E hat Kaplan-Exposit Rudolf Kapš im Jahre 1927 verkauft, weil sie beim Läuten beschädigt wurde und nur mehr einen dumpfen Ton gab.

Der Turm der Expositurkirche in Oberskrill erhielt in den Monaten Juli und August 1926 nach der alten Barockform eine neue Eindeckung aus Zinkblech. Der Zimmermann Ludwig Schemitsch aus Verderb und der Spenglermeister Josef Hutter aus Gottschee vollführten die Eindeckungsarbeiten zur allgemeinen Zufriedenheit. Die Gesamtkosten von 19.500 Dinar wurden aus der Sammlung der Herren Johann Verderber aus Ober-Fliegendorf und Georg Hutter aus Ober-Skrill in Brooklyn im Betrage von 8150 Din, der Subvention des Gemeindeamtes Mösel im Betrage von 2000 Din und dem Restbetrage des Glockenfonds und der Barschaft der Kirche in Oberskrill im Betrage von 9.350 Din bezahlt. Die Bezahlung geschah durch das Pfarramt Mösel.

Wann ist die Oberskriller Expositurkirche erbaut worden? Soviel steht fest, daß sie zu Valvasors Zeiten noch nicht bestand, da sonst dieser Geschichtsschreiber in seinem im Jahre 1689 erschienenen Werke "Ehre des Herzogtums Krain" gewiß eine Erwähnung von dieser Kirche getan hätte, wie er es hinsichtlich der viel älteren Unterskriller Filialkirche getan hat. Aller Wahrscheinlichkeit fällt ihr Bau in die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts, das schließen wir aus der Inschrift der 1927 verkauften kleinen Turmglocke: Anno Domini 1705. Sancta Maria ora pro nobis, da sie eine Bitte an die Mutter Gottes, die Kirchenpatronin, enthält, und aus den Bildnissen der Glocke: Maria 7 Schmerzen und Sankt Leonhard, da die Kirche der Mutter Gottes Maria 7 Schmerzen geweiht und eine Filiale der Pfarrkirche Mösel mit den Pfarrpatron St. Leonhard ist. Also ist die Glocke schon ursprünglich für diese Muttergotteskirche bestimmt gewesen; das Jahr 1702, spätestens aber das Jahr 1703 dürfte demnach das Baujahr der Kirche in Oberskrill gewesen sein. Die auf dem Portal enthaltene Jahreszahl 1720 scheint auf eine in diesem Jahre vorgenommene Renovierung der Kirche oder auf die Einsetzung eines neuen Kirchenportals zu deuten. Früher hatte die Kirche eine hölzerne Vorhalle, welche erst in neuerer Zeit (unter Expositus Maußer) abgetragen wurde. Gleichzeitig wurden auch die zwei Seitenaltäre entfernt, um der Instandhaltung des Hochaltars mehr Sorgfalt zuwenden zu können. Auch in der Filialkirche zu Unterskrill waren vor Zeiten, wie Valvasor berichtet, zwei Altäre, der Hochaltar zu Ehren des heil. Kreuzes, der Nebenaltar zu Ehren der Mutter Gottes und der heil. Margaretha. Heute ist nur mehr der Hauptaltar vorhanden.

Unter den Kirchen, welche im Jahre 1787 laut Bulle des Papstes Pius VI. aus dem Bistum Aquileja dem Bistum Laibach unterstellt wurden, werden aus der Pfarre Mösel neben der Pfarrkirche St. Leonhard nur die Kirche St. Kreuz in Unterskrill namentlich angeführt.

Wann ist die Kirche in Unterskrill gebaut worden? Der Sammel-Ausweis über Gold und Silbersachen für die Türkensteuer im Jahre 1526 erwähnt ihrer noch nicht, wohl aber Valvasor. Daraus folgt, daß der Anfang ihres Bestehens zwischen den Jahren 1526-1689 liegt, also im Zeitabschnitte der Reformation, was sehr wahrscheinlich ist, indem laut: "Umetnostni spominki - Kunstdenkmäler von Stegenšek" die Verehrung des hl. Kreuzes, dem die Kirche geweiht ist, gerade in dieser Zeit in Krain sehr stark verbreitet wurde. Bei der Kirche in Unterskrill errichteten die Skriller am Ende des 18. oder am Anfange des 19. Jahrhundertes einen eigenen Friedhof, um nicht wie bisher durch mehrere Jahrhunderte ihre Toten 2 bis 3 Stunden weit nach Mösel in den Pfarrfriedhof begraben zu müssen.



Ansicht der Kirche Ober-Skrill bei der Neueindeckung des Turmes im Jahre 1926.


Unsterbliche Verdienste hat sich um die Oberskriller Expositurkirche der am 27. Juli 1907 verstorbene k. k. Oberleutnant i. R. Adolf Ott erworben. Geboren in Piding im Salzburgischen, nahm er an den Feldzügen des Jahres 1866 teil. Nach den Kriegsjahren verschlug ihn das Schicksal als pensionierten Oberleutnant zuerst nach Gottschee, wo er gezwungen war, eine Diurnistenstelle bei der k. k. Bezirkshauptmannschaft anzunehmen. In den siebziger Jahren war er Notlehrer in Stalzern und Küchlern, woselbst er die verwitwete Besitzerin Maria Hutter am 13. Februar 1888 heiratete. Finanziell ging es ihm schlecht, bis er von seiner sehr reichen, aber harten Mutter
im Jahre 1901 ein beträchtliches Vermögen erbte. Er war ein sehr religiöser Mann, der in seiner Jugend eine ausgezeichnete Erziehung in dem Konvikte der Jesuiten zu Nancy in Frankreich erhielt. Solange es ihm möglich war, ging er jeden Sonn- und Feiertag zu jeder Jahreszeit den steilen und beschwerlichen Weg von Unterskrill, wo er
sich in späteren Jahren niedergelassen, hinauf nach Oberskrill zur heil. Messe und hielt jeden Vormittag zu Hause gewissenhaft seine Betstunde, indem er selbst bekannte: "Ich schließe mich jeden Tag in mein Kämmerlein ein und bete zu meinem Herrgott." Aus seiner unbegrenzten Liebe zu Maria machte er kein Hehl. Er scheute sich nicht, wenn er an der der schmerzhaften Mutter Gottes geweihten Kirche in Oberskrill vorüberging, vor der Kirchentür öffentlich niederzuknien und zu beten. Seine Marienverehrung bewog ihn auch, nach Möglichkeit für diese wohltätig zu sein. Die Statue der Mutter Gottes (Pieta) auf dem Hochaltare und der Kreuzweg sind Widmungen von ihm. Auch in seinem Testamente hat er die Kirche mit einem Legate bedacht, indem er ein Kapital von 12.000 Kronen Substitutionsweise zu zwei Dritteln der Kirche in Oberskrill und zu einem Drittel der Kirche und der Schule in Unterskrill vermachte. Den Fruchtgenuss hievon hätte seine Frau auf Lebensdauer haben sollen. Doch wurden die Zinsen von den Wertpapieren seit der Kriegszeit nicht mehr ausgezahlt und starb Frau Ott am 18. Jänner 1926 in Armut und Not im Alter von 78 Jahren.

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