Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Mösel zur Gottscheer 600-Jahrfeier.

Die 600-Jahrfeier wurde hier in überaus rührender Weise begangen. Freitag den 1. August 1930 um halb 9 Uhr abends versammelte sich die ganze Bevölkerung, alt und jung, unter der alten ehrwürdigen Dorflinde. Alle Häuser waren beleuchtet, besonders erglänzten Pfarrhof und Schule in allen Fenstern feenhaft im Kerzenlicht. Die Musikkapelle leitete die Feier ein, Mädchen und Burschen sangen die heimatlichen Lieder und die neue Volkshymne. Hierauf begann der Fackelzug mit Fackeln und Lampions durch alle Gassen der Ortschaft unter Musik und Gesang und Jubelrufen.

Am Samstag abends herrschte heilige Ruhe unter der Bevölkerung. In stillen Gedenken und Gebete gingen alle Dorfbewohner mit brennenden Kerzen in den Händen in langer Prozession zuerst auf den Gottesacker um die Pfarrkirche, wo seit Anfang der Pfarre bis zur Errichtung der neuen Friedhöfe in Unterskrill (Ende des 18. Jahrhundertes), Niedermösel, Otterbach, Reintal und Verdreng (1887) alle verstorbenen Pfarrkinder, somit in fast 600 Jahren mindestens 20.000 an der Zahl begraben wurden. Hierauf zog die Prozession in die Pfarrkirche und dankte Gott unter Absingen des "Großer Gott wir loben dich" für den 600 jährigen Bestand der Gottscheer Heimat. Nun ging die Lichterprozession in langer Reihe, wie zu Fronleichnam, auf den neuen Dorffriedhof, der gründlich gereinigt und schönstens geschmückt und auf den Gräbern beleuchtet war, um da die stille Andacht für die Verstorbenen zu verrichten. So geschah es auf allen Friedhöfen und heilige, stille Andacht umschlang aller Gottscheer Herzen zu einer betenden großen Gottesfamilie. Das war so recht die gemeinsame stille, andachtsvolle, eindrucksvolle und tiefrührende 600 Jahrfeier des Gottscheer Volkes. Nach dieser erhebenden stillen heiligen Andachtsfeier wurden auf allen Höhen und Bergen die Freudenfeuer angezündet bei jedem Dorfe, besonders auf dem Verdrenger Berge, wo einstens die Kreutfeuersignale gegeben wurden. Nun brach der weltliche Jubel los und entlockte allen Teilnehmern die freudigsten Jauchzer und Lieder, und viel wurde erzählt von den alten Vorfahren, die aus deutschen Landen vor 600 Jahren eingezogen und die neue Heimat geschaffen haben. So wurde die schlummernde Heimatliebe wieder geweckt und gestärkt zum Ausharren auf der heimatlichen Scholle in treuem Väterglauben, Muttersprache und deutscher Art und Sitte. Und wohl alle haben in ihren Herzen für unser schönes Heimatland gebetet, was im Liede ausgesprochen ist:

So war es durch sechshundert Jahr´,
Soll es nun anders werden?
O nein! Der liebe Gott bewahr´
Deutsch uns´rer Heimat Erden!


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