Dr. Adolf Hauffen

Die Gottscheer Mundart, Dr. Adolf Hauffen, 1895



Dr. Hugo Grothe
Die Gottscheer Mundart, Dr. Hugo Grothe, 1931  







Die Gottscheer Mundart, Dr. Adolf Hauffen, 1895


Eine eingehende vergleichende Untersuchung der Gottscheer Mundart muss das Urtheil bestätigen, das Weinhold schon nach der Kenntnis weniger Proben über sie gefällt hat: "bayrisch mit windischen Einflüssen".

(Weinhold, Bayrische Grammatik, 9. Anmerkung. Schröer und Obergföll weichen von diesem Ergebnisse mehr oder minder ab, ich hingegen suche es im einzelnen zu erweisen. Schröer hat für den Wortschatz Grundlegendes geleistet, die Aufzeichnung des Dialectes bei ihm kann aber nicht genügen, da er wichtige Lautunterschiede nicht vermerkt hat. Meine nachstehenden Ausführungen sind also der erste Versuch auf diesem Gebiete. Doch beabsichtige ich nicht, den Gegenstand zu erschöpfen. Ich gebe nur das Wichtigste im Hinblicke darauf, dass stud. phil. Hans Tschinkel an einem umfassenden "Gottscheer Wörterbuch" arbeitet.)

Nur muss gleich von vornherein betont werden, dass der Einfluss des Slowenischen nicht bedeutend ist und den ausgesprochen oberdeutschen Grundcharakter der Mundart nicht zu beirren vermocht hat. Einzelne alemannische Eigenthümlichkeiten können behauptet werden, doch wäre es verfehlt, die Mundart als schwäbisch-alemannisch zu bezeichnen. Die Stammvocale und die Mehrzahl der Consonanten verhalten sich wie im Bayrisch-österreichischen, und einzelne noch zu erörternde Ausnahmen zugestanden, ist die Tonbewegung der Stimme, die Exspirationsdauer und Articulation der Laute in der Gottscheer Mundart im wesentlichen dieselbe, wie in den bayrisch - österreichischen Mundarten.

Da in den verschiedenen Ländern andere Zeichensätze existieren und diese über den PC am Monitor anders dargestellt werden, sind die entsprechenden Buchseiten als jpg - Bilddateien hinterlegt.


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(Die Deutsche Sprachinsel Gottschee, Dr. Adolf Hauffen, 1895)







Die Gottscheer Mundart, Dr. Hugo Grothe, 1931


Die Gottscheer Mundart hat bei allen Besuchern und Beschreibern des Landes Aufmerksamkeit und Verwunderung erweckt. Bereits Wolfgang Lazius spricht in seiner oben genannten Abhandlung "Über die Wanderungen einiger Völkerschaften" vom "Gotscheensium idioma in Carniola", das manche Bestandteile seines Wortschatzes noch vom Volke der Sueben führe (p. 359 ... "vocabula quaedam primis temporibus aliter ab hac gente fuisse prolata usosque Sueuos plurimum periphrasi in vocibus fuisse"). Er betont die Tatsache, daß die Gottscheer, obwohl rings von Slawen umgeben, deutsch reden. Es heißt p. 363 "quorum incolae in medio Slauinorum non solum germanicam sonant, verumetiam Sueuicam pronunciationem", ein lateinischer Satz, den Merian in seinen "Annales Carinthiae" (1612) folgendermaßen ins Deutsche überträgt: "welche Einwohner mitten under den Windischen sich der Teutschen Sprach gebrauchen und ein Schwäbisch Aussprach haben". Lazius glossiert auch das Gottscheer "familiäre und kunstlose" Deutsch (p. 363 "in elucutione familiaria quaedam vocabula habent origine ac prima inuentione et natiua, ac non sine arte expressa Teutonica"), auch nennt er einige solcher Worte, so "Schleicher" für den Fuchs, "holczgengel" für den Wolf, "scheerzar" für Eichhörnchen, Ausdrücke, die, wenn wirklich - vielleicht in der Jägersprache - geübt, sich längst nicht mehr in der Gottschee
rischen entdecken lassen.

Auch Mathäus Merian versäumt nicht einen Hinweis auf die Eigenart der Gottscheer Mundart. Er meint, daß die Gottscheer wie "die in der Grafschaft Hohenlohe zu reden pflegen", also Schwäbisch.

An mehreren Stellen seines großen krainer geschichtlichen Kompendiums (1689) beschäftigt sich auch Valvasor mit der Sprache der Gottscheer. So sagt er (II. 210) "sie führen in der Sprache eine absonderliche Teutsche und schier Fränkische / Red-Art; doch also / daß sie gleichwol ein Teutscher / nicht recht, ein Crainer aber gar nicht ein Wort davon / verstehen kann". An anderer Stelle (VI. 300) heißt es: "Die Gottscheer ... reden alle Teutsch; doch ziemlich grob /wie in Franken die Bauern und kann man sie nicht leicht verstehen: Da sie doch hingegen einen jedweden Teutschen verstehen." Und abermals verbreitet sich Valvasor im sechsten Buche (195 f.) über das Gottscheerische im Anschluß an die Bemerkung zur Herkunftsfrage der Gottscheer ("Warum sollte dem Lazio nicht zu glauben seyen / daß auch hier die Gottscheer noch ein Rest von der alten Gothen Nachkommenschaft seyen?") in recht ausführlicher Weise. Er schreibt:

"Daß diesen Leuten ihrer alten Vorfahren Sprache bishero noch verblieben sey / ist gewiß / und hieraus erkenntlich / daß man in rechter Wahrheit / alte siebentzig- und achtzigjährige Gottscheer antrifft / welche ihnen / in Crainerischer Sprache / das liebe Brod nicht erbitten / noch / in andrer / als ihrer angebornen Alt-Teutschen Mutter-Sprache / einiges Wort reden können. Welche aber / mit ihrer Arbeit / im Lande Crain / herum gehen / die können auch Crainerisch; doch dabei ihre Teutsche Sprache gantz fertig und perfect / und reden nicht halb Teutsch / halb Crainerisch / durcheinander.

Überdas ist ihre Sprache recht altväterisch und grob-Teutsch / und begreifft gar alte Teutsche Worte. Als / zum Exempel / einen Wolff nennet der Gottscheer Holtzgangel; weil nemlich der Wolff ins Holtz gehet: Den Fuchs / einen Schleicher; weil er den Hünern nachschleicht: einen Hasen den Springerle: weil er springt: das Eychhorn / den Schertzer: weil das Eychhörnlein / auf den Bäumen / herum hupfft / spielet / und gleichsam schertzet / oder gaukelt. Die Sporen werden / bey ihnen Jag-Eysen genannt: weil die
Sporen das Pferd anstechen / zum Lauffen treiben / und gleichsam fortjagen (Schon Elze stellte 1861 fest ("Gotschee und die Gotscheer"), daß diese Ausdrücke, die Valvasor gutgläubig von Lazius übernahm, von Niemanden gekannt und verstanden werden. Entweder handelt es sich also um Bezeichnungen, die zu Valvasors Zeit unter Waidleuten üblich waren, oder es liegt ein Irrtum des Krainer Chronisten vor).

Die Gottscheer verstehen einen Jedweden / der Teutsch redet / in einer jedweden Teutschen Sprache: hingegen werden sie / von andren Teutschen / nicht wol verstanden / zumal wenn sie geschwinde reden. Aber die Crainerische und Crabatische Sprache ist ihrer wenigen recht bekannt. Es giebt alte Männer / und Weiber / unter ihnen / die / in Crainerisch- und Crabatischer Sprache / weder Brod / noch Wein / noch Wasser / geschweige etwas Andres / fordern können."

Aus solcher etwas umständlicher Charakteristik hören wir eine Anzahl denkwürdiger, bereits zu Ende des 17. Jahrhunderts erkannter Tatsachen heraus und zwar die Altertümlichkeit des Gottscheerischen, sein zu damaliger Zeit empfundener Anklang an das "Fränkische", die schwere Verständlichkeit der Mundart, die Beherrschung des Hochdeutschen durch die Gottscheer, indem sie die Deutschen anderen Stammes verstehen, und schließlich die unbeschränkte Geltung der Mundart, so daß solche Gottscheer, die nicht durch Handelsgeschäfte aus der Sprachinsel herauskommen, damals wie gegenwärtig kaum ein paar Brocken "Crainerisch" d. i. Slowenisch beherrschen.

Die ersten Sprachproben der Gottscheer Mundart wurden durch von Rudesch und Richter in Schottkys "Vorzeit und Gegenwart" bekannt gegeben. Sie bezogen sich auf einige Ausdrücke und Familiennamen. Diese Unterlagen gingen darauf in die Zeitschrift "Die deutschen Mundarten" (1854-59) des Germanisten Georg Karl Fromann, allerdings ohne folgerichtige Schreibweise über (V. 1855 S. 194). Auch F. V. Klun brachte auf Grund handschriftlicher Mitteilungen in seinem "Archiv für krainische Landesgeschichte" (Wien 1819 bis 1828) manche mehr oder weniger verläßliche Sprachproben. Ein Wissenschaftler wie K. Weinhold glaubte in seiner "Bayerischen Grammatik" das Gottscheeerische nach Kenntnis der damals bekannten Sprachproben als "bayerisch mit windischen Einflüssen" bezeichnen zu können.

Der erste, der sich planmäßig einer Untersuchung der Gottscheer Mundart zuwandte, war Theodor Elze. Er tat dies, nicht als wissenschaftlich geschulter Linguist zu entsprechender Forschungsarbeit bewogen, sondern weil er, während seiner Tätigkeit als evangelischer Pfarrer in Laibach ansässig, mit Gottscheern häufiger in Berührung kam und als geborener Franke in ihrem Dialekt Anklänge an seine heimische, speziell Henneberger Mundart heraushörte. Mit Recht schrieb Elze in seiner ausführlichen Untersuchung "Gotschee und die Gotscheer" (1861): "Die Gottscheer Mundart ist eine äußerst werthvolle und noch unbenutzte Quelle für germanistische Studien, aus welcher nicht allein eine bedeutende Bereicherung der Kunde der deutschen Mundarten, sondern selbst mancher nicht verachtenswerte Beitrag zum Verständnis unserer altdeutschen Sprache geschöpft werden kann." Das von Elze gegebene "Gotscheer Idiotikon" sammelt zum ersten Male den Sprachschatz und sucht unter Hinweis auf die Verwandtschaften mit anderen Mundarten, besonders mit dem Mittelhochdeutschen, dem Gottscheer Dialekt einen Platz in der großen deutschen Sprachenfamilie zuzuweisen.

Einer Prüfung des Gottscheer Mundartschatzes von rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten wandte sich K. J. Schröer zu. Sein Studium ließ ihn die Herkunftsfrage folgendermaßen beantworten: "Die Gottscheer sind im ganzen Markomannen, die Mundart hat den Charakter der bayerisch-österreichischen Lechmundarten, aber mit einem alten Zusatz von Schwaben und Franken her, durch den sie, bei großer Verwandtschaft mit der Mundart der Zimbri und der Kärntner, sich von diesen in vielen Wortformen und gewissen Lauten unterscheidet."

Schröers Nachfolger Adolf Hauffen betont schärfer den bayerisch-österreichischen Grundcharakter der Gottscheerischen Mundart, in der er die wesentlichsten Eigentümlichkeiten des Bayerischen in Wortschatz und Wortbildung, Flexionsform und Vokalismus wiederfindet. Der Kennzeichen alemannisch-schwäbischen Einflusses glaubt er nur wenige entdecken zu können, auch nur wenige mitteldeutsche Familiennamen und Ausdrücke. Einfluß und Einwanderung bayerisch-österreichischen Schlages ist aus dem benachbarten Kärnten und Steiermark im
Gottscheer Lande unstreitig sehr stark gewesen. Der Wortvorrat der Gottscheer Mundart hat wohl zu 60 Prozent diesen Ursprung. Merkwürdig aber ist, daß trotz dem ansehnlichen bayerisch-österreichischen Wortvorrat mehrere Eigentümlichkeiten der Bajuwarischen im Gottscheerischen sich nicht finden, so die Dualformen "ös" und "enk", sowie das Verschlucken des e in den Vorsilben der Worte. Der Gottscheer spricht deutlich "gemochet", "Geschwister", "pehend", nicht gmacht, Gschwister und phent.

In Weiterführung der Arbeiten von Schröer und Hauffen bemüht sich 0bergföll durch seine Untersuchungen zu den Gottscheer Orts- und Familiennamen die Kunde über die fränkisch-mitteldeutschen Erbteile in der Gottscheer Mundart zu erweitern. Seine Auffassung geht dahin, daß wir es wie bei den Einwanderern selbst mit drei Bestandteilen des Gottscheer Sprachgutes zu tun haben, nämlich einem bayerisch-österreichischen, alemannisch-schwäbischen und fränkischen. Gegen die linguistischen Entdeckungen von Schröer und Hauffen macht Elze 1900 in scharfer kritischer Form Front. Unter Beschaffung neuen, zum Teil überzeugenden Materials bringt er nochmals seine Anschauung zur Geltung, daß die Gottscheer Mundart dem Fränkischen, insbesondere Hennebergischen, äußerst nahe stehe. (Die Abstammung der Gottscheer. Sind die Gottscheer fränkischen oder bayerischen Stammes? Mitt. der Museal-V. für Krain. XII. 4/5.)

Weitere Aufklärung erbrachte nach sorgfältiger wissenschaftlicher Vorbereitung der Gottscheer Hans Tschinkel. Er trat an den Aufbau einer bisher fehlenden "Gottscheer Grammatik" heran (1918). Seine Ergebnisse gehen dahin, daß wir es beim Gottscheerischen nicht mit einer einheitlichen, sondern einer Mischmundart zu tun haben. Dazu bringt er auf Grund seines Eindringens in die sprachlichen Verhältnisse der Volksinsel Nachweise über die Verschiedenheiten in den Mundarten der einzelnen sechs Gottscheer Gaue (Land, Hinterland, Waiden, Moschnitze, Untere Seite, Suchen), deren einzelne Arten infolge ihrer örtlichen Vereinsamung die alten mitgebrachten Spracheigentümlichkeiten der ober- und mitteldeutschen Volksstämme in besonderer Weise weiter entwickelten.


Dem Dialekt von Suchen schreibt Hans Tschinkel älteren Lautbestand als dem der übrigen Gebiete sowie verschiedene weitere Besonderheiten zu, die sich nicht alle mit der völligen Abgeschiedenheit dieses Hochtals erklären lassen. Er glaubt daher für die Suchener Siedler andere Herkunft annehmen zu müssen, als für die übrigen Siedler von Gottschee. Diese Heimat will er unter Würdigung der Vorgänge sprachlicher Verschiebungen "ins Oberdeutsche unterhalb des Nordrandes der Alpen" verlegen, was allerdings eine nicht recht greifbare Lokalisierung darstellt. Jedenfalls aber glaubt Tschinkel mit seinen Studien vom sprachlichen Standpunkte aus die Gewißheit der Obergföllschen These erbracht zu haben, die eine verschiedene Abstammung der Gottscheer unter Prüfung des Namenmaterials als wahrscheinlich hinstellte. Den gesamten weiteren Fragenkomplex, dem sich Hans Tschinkel nach eingehenderer Beschäftigung mit den oberdeutschen wie den mitteldeutschen '" Mundarten durch Ausgabe eines Gottscheer Wörterbuches zuzuwenden trachtete, namentlich, ob wir eine ursprüngliche einheitliche Gottscheer Mundart anzunehmen haben und nur eine verschiedene Entwicklung auf dem heutigen Boden geschah, hat er leider nicht mehr untersuchen können. Seit dem Tode Hans Tschinkels hat die Erforschung der Gottscheer Mundart keinen Vertreter gefunden.

Eines geht wohl zwingend aus vorstehenden Darlegungen hervor: Die Dialektforschung kann wohl dazu beitragen, gewisses Licht in historisches Dunkel zu bringen. Sie ist aber nicht in der Lage, auf Grund ihrer Funde die Fragen nach Geschichte und Herkunft einer Bevölkerung mit bestimmter Mundart allein von sich aus einwandfrei zu beantworten.

Ähnlich wie bei der Frage der Herkunft haben sich also erst allmählich die Forschungen über die Gottscheer Mundart geklärt. Man war erst versucht, in der in ihrem Lautverbande so überaus auffallenden, durch alte und abnorme Formen gekennzeichneten Mundart besondere germanische Sprachreliquien zu suchen. Aber bald verschwand bei näherer Prüfung der Gedanke, daß es sich um eine Sprache aus uralter Wurzel, etwa um die eines erloschenen Volksstammes, wie der Vandalen oder Goten, handeln könne. Doch es ergab sich, daß im Gottscheerischen noch Wort- und Lautelemente aus dem 14. Jahrhundert
lebendig sind, die bei den deutschen Stämmen des geschlossenen deutschen Volksbodens längst verschwunden sind oder sich erheblich verschoben haben.

So finden wir in Gottschee manches althochdeutsche und mittelhochdeutsche Sprachgut, wie z. B. "hûffe" = huf für Schenkel, "häntling" für Handschuh, "wingerle" = wingerlin für Ring oder Ringlein; "âmo" = amâ für Mutter. Auch aus dem Alt- oder Mittelhochdeutschen nicht erklärbare Wunderlichkeiten sind, daß "negle" der Finger, der Nagel aber "schule" heißt. Eine besondere Eigentümlichkeit der Gottscheer Mundart ist die Verwandlung des f in w; fromm ahd. frum, wird also "wrum" gesprochen, Vogel aber "wögel". Umgedreht wird w vielfach zu b, also haben wir "birt" für Wirt, "bischpeln" für wispeln. Das mittelhochdeutsche ei wird zu oi (daher spricht man , "loiter" statt leiter) und das mhd. i zu ei. Friedrich ist "Fridraich". Merkwürdig auch ist die Aussprache des l als ein slawisches l, das fast wie u klingt, eine Erscheinung, die sich auch bei den Siebenbürger Sachsen und den Krickehäuer Deutschen in der nordwestlichen Slowakei findet, so also "gaut" für Geld, "baut" für Wald; Feld ist jedoch "waud".

Wenn wir nun noch erfahren, daß das s wie weiches sch gesprochen wird, also sehen wie "schehen" lautet, sein "schein", Haus "Hausch", Stein "Schtoin", See "Scheab", so können wir uns einen Begriff machen, daß auch das schärfste und für Mundarten geübteste Ohr anfangs kaum eine Silbe des Gottscheerischen richtig hört. Wem das Wort "Schaube" entgegenklingt, der wird bei allem Nachsinnen nicht so schnell herausbekommen, daß dies unser deutsches "Salbe" ist.

Einwirkungen hat begreiflicherweise auch die Sprache der Umwohner genommen. Dies seltener in der Lautbildung, wohl aber in der Aufnahme von slowenischen Worten. So treffen wir auf die Bezeichnung zupan für Schulze, kâtschen (von slow. kaca) für Schlange, tschorbe (von slow. corba) für Korb. Auch einzelne vom Slowenischen kommende Taufnamen wie Jûre für Georg (Jurij), Neasche für Agnes (Neza) nisteten sich ein.

Die Verwandlung des s in sch ist übrigens eine Eigentümlichkeit, die bei allen südlichen Ausläufern deutscher Wanderungen auftaucht, von den Waldensern des Monte Rosa über die Bevölkerung der ,sette" und "tredici communi" in Oberitalien wie
über die kleinen Friauler deutschen Sprachinseln bis nach Gottschee. Mit dem Cimbrischen hat aber das Gottscheersche nicht nur dieses Mundartenmerkmal gemeinsam, sondern auch manche Worte wie "affe" für Kröte, sowie Personen-, Orts- und Flurnamen. Die Annahme einer wenn auch numerisch schwachen Zuwanderung aus dem Cimberngebiet der 7 und 13 Gemeinden wie überhaupt aus den ehemaligen deutschen Gemeinden Oberitaliens ist ja auch durch historische Momente zu stützen.

Die so gegebene Skizzierung der Hauptelemente der Gottscheer Mundart kennzeichnet wohl zur Genüge, daß diese nicht leicht verständlich und ihre Entwicklung eine recht komplizierte ist, sie also dem Linguisten manche Rätsel aufgegeben hat.

(Dr. Hugo Grothe, Die Deutsche Sprachinsel Gottschee in Slowenien, 1931)

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