Gottscheer Geschichte - John Tschinkel

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John Tschinkel
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Gottscheer Geschichte - John Tschinkel

Beitrag von John Tschinkel »

Abgeschickt von John Tschinkel am 15 Maerz, 2011 um 18:10:39:

Gottscheer Geschichte – Verfälscht, Verheimlicht, Verzerrt.
John Tschinkel

Wiederum mahnt die Gottscheer Zeitung „darauf zu achten daß unsere Geschichte nicht falsch wiedergegeben wird“.

Diese „Aufgabe“ kommt vom „Redaktionsausschuss“ in der Januar 2011 Ausgabe unter „Unsere Meinung“. Vorsitzender des Ausschusses ist Dr. Viktor Michitsch, auch Haupt der Arbeitsgemeinschaft Gottscheer Landsmannschaften in Klagenfurt.

Diese „Meinung“ berichtet an Einzelheiten der Gottscheer Geschichte. Leider überblicken diese Berichte die angeordnete „Mahnung“ und beschreiben unsere Geschichte mit nicht tatsächlichen Behauptungen. Es ist daher angebracht diese richtigzustellen.

1. Es ist behauptet: „Die Umsiedlung war, bildlich gesprochen, eine Grube in die sie hineinspringen mußten“.

Das ist verfälschte Rückschau und widerspricht der späteren Behauptung: „Es hieß Heim ins Reich“. Von einer „Grube“ (also ein Teil des besetzten Sloweniens) wußte damals nur die Gottscheer Leitung unter Wilhelm Lampeter.

2. Es ist behauptet: „Unsere Landsleute wurden durch die damaligen Regierungen auch im wahrsten Sinne des Wortes belogen. Keiner kannte die Wahrheit“.

Auch diese Behauptung ist falsch. Am 26. April 1941, Hitler gab, persönlich, der damaligen Gottscheer Leitung (Lampeter, Schober, Sturm), den Ansiedlungsort bekannt. Die Lügen an die Landsleute kamen daher von der Leitung der Gottscheer und nicht von den: „ damaligen Regierungen“.

Vor 22 Jahren, im Vortrag “Der Heimat dienen”, Dr. Michitsch, erklärte es richtiger:

“Die Art und Weise, wie man die Umsiedlung dem Gottscheer beigebracht hat, war falsch.

„Man hat zunächst den Ansiedlungsort bis zuletzt geheimgehalten.
„Man hat das Gebiet als eine Gegend dargestellt in welcher Milch und Honig fließen.
“Man hat aber auch in der eigenen Volksgruppe eine Art Ausleseverfahren eingeleitet.
„Und dies kam von der eigenen Volksgruppe! Wenn man das heute liest läuft es einem noch kalt über den Rücken…. [GZ, 11/89]

Die Bestätigung kommt von Dr. HH. Frensing in seinem Buch „Die Umsiedlung der Gottscheer Deutschen“:

“Am 14. Mai 1941 trafen drei Angehörige der Gottscheer Volksgruppenführung (VGF) in Berlin ein. Mit dem zuständigen Referenten, SS-Obersturmbannführer Dr. Stier, besprachen sie die Modalitäten der Umsiedlung, vor allen die Vorarbeiten, die von der Volksgruppenführung ausgeführt werden sollten.” [Frensing, Seite 35,36].

An dem zitiert Frensing Dr. Stier:

“Belastend wirkte insbesondere, daß von der Volksgrupenführung auf Bestreben des Mannschaftsführers Lampeter das neue Siedlungsgebiet geheimgehalten wurde. Der Mannschaftsführer erklärte mir, er könne das neue Siedlungsgebiet nicht bekanntgeben, denn ein großer Teil der Gottscheer kenne dieses Gebiet und wisse, daß die Höfe und Häuser dort in einem sehr schlechten Zustande waren. Auf mein Verhalten daß Enttäuschung schlimmer wäre als aufrichtige Erklärung der Zustände, meinte er [Lampeter], daß es zur Aufklärung noch immer Zeit sei nachdem die Option abgeschlossen ist“. [Frensing, Seite 94]

Frensing folgt mit der Eigenbemerkung:

„Zunächst einmal soll die Bevölkerung optieren, erst dann - wenn es kein Zurück mehr gibt - will man den Bauern das Ansiedlungsgebiet bekanntgeben”. “Außerdem suchte die VGF die Gottscheer Bevölkerung … durch eine schnelle Umsiedlung zu überrumpeln.”


3. Falsch auch ist die Behauptung: „Von den Besatzungstruppen Italiens wurde angedroht, die Nichtumsiedler nach Sizilien oder sogar nach Abessinien (Äthiopien) zu verbringen“.

Tatsache ist: Die Drohungen kamen nicht: „Von den Besatzungstruppen Italiens“ wie die „Meinung“ behauptet. Diese sprachen doch kein Gottscheerisch und nur wenige sprachen Deutsch. Die Drohungen kamen von Lampeter, seiner VGL [Lampeter, Lackner, Schober, Sturm, Erker, u.s.w.] und durch die Gottscheer Zeitung.

An dem Berichtete einst auch der Vorsitzende in seinen Brief (15/7/1965) an Dr. Frensing:

“Mein Vater, Georg Michitsch, Göttenitz, hatte Ende September/Anfang Oktober 1941 eine Gegencampagne gestartet. … Dabei wurde hingewiesen daß die Umsiedlung während des Krieges unterbleiben soll. Dies habe dann eine mächtige Hetze gegen die Männer der Gegenströmung ausgelöst. Tatsächlich wurden die Leute so eingeschüchtert daß die Aktion keinen Erfolg hatte…. Den Leuten wurde gedroht, man würde sie nach Süditalien oder gar Abessinien verbringen wenn sie der Umsiedlung nicht Folge leisten…” [Frensing, Seite 84]

Beispiele von der Hetze und Einschüchterung sind:

Die 1. Mai, 941 Gottscheer Zeitung droht: „Mögen sich doch diese Miesmacher gesagt haben lassen: Die Zukunft wird in kürzester Zeit belehren daß sie Volksschädlinge sind und das diese Zukunft keinen Platz für solche Volksschädlinge kennt als das Konzentrationslager.”

Den Geistlichen drohte Lampeter persönlich: „Der Katholizismus wird im inneren Führungskreis als universalistische Weltanschauung behandelt die ausgerottet werden muß.“ (Frensing, Seite 86)
Andere Beispiele von Drohungen sind in Ausgaben der 1941 GZ zu finden.

An den Drohungen berichtet auch K.R., ein Gottscheer Bauer aus Windisch Dorf, in seinem Memoire vom 6. März, 1958, veröffentlicht in “Dokumentation der Vertreibung”, Band 5. Auszüge sind:

„Es setzte ein großangelegter Propagandafeldzug für die Umsiedlung ein, mit dem Ruf: Heim ins Reich“.

„Diese Propaganda unterstützten einige unserer Landsleute, welche als sogenannte Führer der Gottscheer fungierten. Diese Führer veranstalteten Zusammenkünfte in allen Teilen des Kreises Gottschee und machten der Masse die Umsiedlung schmackhaft. An einer solchen Versammlung wurde von unseren Führern versprochen, daß wir in der neuen Heimat im Deutschen Reich schöne und modern eingerichtete Bauernhöfe erhalten werden“.

Also nicht eine „Grube“ wie die „Meinung“ behauptet.

„Es wurde uns aber verschwiegen, wo unsere neue Heimat im Deutschen Reiche sein wird. Durch das rosige Versprechen unserer Führer wurde der größte Teil der Bevölkerung für die Umsiedlung begeistert. Diese Begeisterung sank jedoch in kurzer Zeit wieder, so daß ein großer Teil der Bevölkerung dagegen war. In einer anliegenden Ortschaft waren alle Bewohner gegen die Umsiedlung, ebenso auch ich. Wir alle waren der Meinung, es wäre besser die Umsiedlung bis zur Beendigung des Krieges hinauszuschieben“.

„Eines Tages kam dann ein Bericht, der die Gegner der Umsiedlung zur Niederlage brachte. Diese Bekanntmachung lautete: Wer nicht nach Deutschland umsiedeln will, hat zu erwarten, daß er von der italienischen Regierung nach Sizilien (Italien) umgesiedelt wird. Die meisten glaubten es“.

„Somit haben sich dann auch die Gegner für die Umsiedlung entschlossen, in der Meinung, es wäre doch besser in Deutschland zu leben als in Italien. Auch ich habe mich dann angeschlossen, aber es blieb mir auch für weiterhin eine bedenkliche und riskante Angelegenheit. Ich, sowie die anderen Umsiedler, wußten noch immer nicht wo unsere neue Heimat sein wird“.

„Als die Führung sicher war, daß die Propaganda ihre Wirkung getan hat, begann man mit der Erfassung der Umsiedlungswilligen. Dem Versprechen unserer Führer, mit deren Ruf: Heim ins Reich, vertrauten wir und glaubten, daß unsere neue Heimat im Deutschen Reich sein wird“.

Tatsache ist: Die „Abessinien“ Drohung war eine Erfindung von Berlin. Diese wurde in Gottschee wie auch in Südtirol angewandt. Rolf Steininger berichtet an dem in seinem Buch: “Südtirol im 20. Jahrhundert. Vom Leben und Überleben einer Minderheit”.

Er schreibt: „Diese Legende war ein Meisterstück von Berlin. Der Deutsche Konsul [in Bolzano] Otto Bene war der Erste welcher sprach von einer Deportation in den Süden aller Südtiroler welche die Option [nach Deutschland umzusiedeln] ablehnten. Uns ist bekannt, dieses Gerücht beeinflußte fast alle die Option anzunehmen. Die Drohung mit einer Zwangsumsiedlung in den Süden brachte mehr Erfolg als die Nazi Propaganda“.

Und über die Italiener: „Am 21. März, 1940, Mussolini, persönlich, empfang eine Delegation von ‚Bleibern’. Dieser versicherte den Südtirolern, niemand hatte je eine Absicht sie in ein anderes Teil seines Reiches umzupflanzen“.

Also die „Abessinien Drohung“, erfunden in Berlin und angebracht von der Gottscheer Leitung, überzeugte auch deren Landsleute umzusiedeln. In Gottschee, die Italiener waren sogar gegen die Aussiedlung. Das sieht man aus dem Bericht von Dr. Heinrich Wollert, damals Deutscher Umsiedlungsbevollmächtigter für die Provinz Laibach: (Der Original Bericht vom 27. März 1958 ist in “Dokumentation der Vertreibung”, Band 5, veröffentlicht.)

„Die italienische Seite ging nach meiner Erinnerung zunähst sehr zögernd auf die Umsiedlungsabsichten ein. Offenbar, weil sie erkannt hatte, daß dieses Gebiet stark von Volksdeutschen besiedelt war, und die italienische Seite fürchten mußte daß durch die Umsiedlung ein Vakuum entstehen könnte“.

Darüber berichtet auch Frensing an Seite 43.

„Offensichtlich bemühten sich italienische Stellen im Frühsommer 1941, die Gottscheer von der Umsiedlung abzuhalten. Zur Beeinflussung der Volksdeutschen sollte sogar eine deutsch-italienische Zeitung gegründet werden“.

[SS-Obersturmbannführer] Dr. Stier wies sein Auswärtiges Amt darauf hin, daß diese Haltung der Italiener durchaus als "unfreundlicher Akt" zu betrachten und als solcher der italienischen Regierung darzulegen sei. In der Folgezeit hörten dann doch die Einmischungen der Italiener in die Vorbereitungsarbeiten der Volksgruppenführung auf.“

“Die Spannungen zwischen den Italienern und dem Auswärtigen Amt in den Vorbereitungen zur Gottscheer Umsiedlung in Rom dauerten bis zur Unterzeichnung des Umsiedlungsvertrags in August 1941."

„Ursprünglich war geplant, einen Bevölkerungsaustausch zwischen Gottscheern und Slowenen vorzunehmen. Erst am 18. Juni 41 gab das Stabshauptamt dem Auswärtigen Amt die Direktive, den Entwurf im Sinne einer einseitigen Umsiedlung der Gottscheer auszuarbeiten.“

Hitler hatte nie einen Bevölkerungsaustausch im Sinn. Er machte seine Absicht schon in 1940 bekannt. An dem schreibt Frensing an Seite 28:

“Aus den an das Reich angeschlossenen Gebieten war die als nicht deutsch eingestufte Bevölkerung auszusiedeln und als "fremdvölkisch" entweder zur Arbeit ins "Altreich" zu verbringen oder ins "Generalgouvernement" abzuschieben. Volksdeutsche, deren kulturelle Autonomie nicht gesichert werden konnte, waren aus ihrer Heimat in die eingegliederten Ostgaue umzusiedeln”.

Zur Umsiedlung der Gottscheer wurde die Gottscheer Leitung beauftragt. In deren Überzeugung der Landsleute benutzte diese Leitung: Betrug, Lügen, Verheimlichung und Zwangsgewalt.

Und heute verheimlicht der Vorsitzende diesen den Betrug der Gottscheer Bevölkerung. Ist die Behauptung: „Keiner kannte die Wahrheit“ und „Kein einziger Gottscheer hat sich während der ganzen schrecklichen Jahre irgendeines Vergehens schuldig gemacht“, nicht wieder Betrug ?? Erstaunend ist, dieser kommt als Verfälschung, Verheimlichung und Verzerrung in „Unsere Meinung“ unter der Leitung eines Rechtsanwalts dem bekannt sein muß, bestätigte Tataschen kann man nicht mit verfälschten Behauptungen überwinden.

Die Ursache an dem ist nicht schwer zu finden. Die meisten dieser unreuigen Fanatiker (Lampeter, Lackner, Erker, Kren, usw.) wurden längs schon als “Ehrenmitglieder” und „Kulturreferenten“ in die Gottscheer Arbeitsgemeinschaft unter dem Vorsitzenden, eingereiht. Deren Betrug muß daher Verheimlicht bleiben.

Obwohl dieser schon längst allgemein als Tatsache bekannt ist !!

John Tschinkel, März, 2011
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