Beitrag von Forum 2002 - 2013 » Fr 25. Apr 2014, 12:17
Abgeschickt von John Tschinkel am 08 Juni, 2006 um 13:03:08:
John Tschinkel, 5730 Turnberry Lane, Vero Beach, FL 32967.
7. Juni, 2006
H.E. Dr. Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler
Bundeskanzleramt
Ballhausplatz 2
1014 Wien, Österreich
Excellenz,
Die Leitung der Gottscheer Landsmannschaft in Klagenfurt ersuchte Sie kürzlich, durch Mittel Ihrer erhobenen Stellung, Slowenien zu folgenden Schritten zu drängen:
1. Abschaffung der AVNOJ Gesetze.
2. Entschädigung an Gottscheer für die Konfiszierung deren Hab und Gut.
3. Gewährung von Minderheitsrechten an Gottscheer-Deutsche, Staatsbürger von Slowenien.
Ihnen ist sicher bekannt, die obige Leitung unternahm andere solche Versuche seit der Selbständigkeit von Slowenien in 1991. Diese Leitung versuchte sogar Slowenien den Eintritt in die EU zu verweigern, falls der Staat nicht bereit sei deren Forderungen zu erfüllen. Die Tatsache, diese Versuche brachten keinen Erfolg, macht klar, die Forderungen waren von verantwortlichen Stellen und deren Regierung nicht annehmbar. Trotzdem hören solche Versuche noch immer nicht auf.
Wir, die Nachkommen deren welche unsere Gottscheer Heimat freiwillig in 1941 verließen und jetzt eine stille Mehrheit in der Diaspora vertreten, sind äußerst empört über das Beharren dieser Forderungen welche wir nicht beendigen können. Und wir sind weiterhin empört über die zielbewußte Verzerrung der Tatsachen an Ihre Excellenz, zweifellos mit der wahren Geschichte der Gottscheer bekannt.
Unter „Suche nach Gerechtigkeit“ in der Mai 2006 Ausgabe der Gottscheer Zeitung wird behauptet: „Die Gottscheer wurden, …., aufgrund der AVNOJ-Beschlüsse all ihrer Habe beraubt und schließlich vertrieben“… „ nur weil sie Deutsche waren“.
Tatsache ist wir Gottscheer akzeptierten, freiwillig, die Staatsbürgerschaft des Dritten Reiches, und gaben Zustimmung zu unserer „Heimführung“ ins Reich in 1941, in Wirklichkeit aber in den angeschlossenen Teil von Slowenien, aus welchem 37,000 ansässige Slowenen vertrieben wurden um für uns Platz zu machen. Und in Mai 1945 kam die Weisung vom Nazi Besatzer uns durch Flucht nach Österreich zu retten wo man uns wohlwollend als Flüchtlinge willkommen hieß. Als Staatsangehörige des Dritten Reiches und Kollaborateure des Besatzers war für uns doch kein Platz mehr in der ehemaligen Heimat. Etliche Jahre später zogen die meisten von uns nach Amerika, eine neue Heimat.
Und in 1969 wurden wir von Westdeutschland für unsere Habe, hintergelassen in 1941 in der Gottscheer Heimat, vollkommen entschädigt. Wir haben daher keine Rechte zu weiteren Ansprüchen, besonders nicht an Slowenien, welches an unserer Aussiedlung in 1941 und Flucht ins Ausland in 1945 unbeteiligt war.
Die größte Banalität ist aber im: „Vertrieben, nur weil wir Deutsche waren“. Dieser Ausdruck ist ein Versuch alle Deutschsprachigen, die Damaligen wie auch die Heutigen, mit dem Nazismus zu verknüpfen um dadurch die Schuld an dessen Verbrechen abzulenken und sie an alle Deutsche zu verbreiten. Das ist eine Beleidigung all dieser (Deutsche wie Österreicher) welche sich damals dem Nazismus widersetzten und heute solche Verknüpfung als Schmähung betrachten.
Die Ursache für diesen Ausdruck ist leicht zu finden. In den Landsmannschaften sind, heute noch, ehemalige Gottscheer Nazis etliche davon sogar zu „Ehrenmitgliedern“ und „Kulturreferenten“ positioniert. Diese sind die damaligen Fanatiker welche deren Landsleute in 1941 zur Heimkehr „überzeugten“ und heute die Konfrontationspolitik gegenüber Slowenien steuern.
Einer von diesen, Wilhelm Lampeter, wurde von Heinrich Himmler zum SS Sturmbannführer befördert und erhielt von Adolf Hitler persönlich die Aufgabe die Gottscheer umzusiedeln. Nach erfolgreicher Vollendung dieser Aufgabe war Lampeter im Stab des KZ Buchenwald. Nach dem Krieg fand er Zuflucht in der DDR und nach dem Fall der Mauer wurde er in 1989 feierlich in die Leitung der Landsmannschaften eingereiht. Er starb in 2000.
Ein anderer dieser „Ehrenmitglieder“ und „Kulturreferenten“ ist Richard Lackner, einst Stabführer zu Lampeter und bis 1942 Leiter der Gottscheer „Hitler Jugend“. Nachher Mitglied der berüchtigten SS Division „Totenkopf“. Der 87er wohnt heute in Graz und man sieht ihn in der jährlichen Kulturtagung der Landsmannschaften in Klagenfurt an der Spitze der Prozession zur Schutzmantelmadonna mit anderen Leitern der 1941 Generation.
Gleichartig beleidigend, besonders für die slowenische Nation ist die Beschuldigung, die Gottscheer und andere Deutschsprachige (welche in 1941 und 1945 im Heimatland verblieben) werden heutzutage als zweitklassige Staatsbürger behandelt. Dies weil sie nicht als offizielle Minderheit anerkannt werden. Die Tatsache, diese Gruppe zählt weniger als 100 Personen, zeigt die Klagenfurt Leitung ist nicht nur beleidigend, sondern auch albern.
All dies wurde als solches von den Vereinen betrachtet in welchen sich die Deutsch-Slowenen heutzutage in deren Staate sammeln. Alle drei; die Freiheitsbrücke in Maribor, der Peter Kosler Verein in Ljubljana, und der Altsiedler Verein in Obèice haben deren Mitgliedschaft in der Gottscheer Arbeitsgemeinschaft in Klagenfurt aufgekündigt. Nachdem es offensichtlich wurde, man versuchte diese Vereine zu manipulieren, eingenommen deren Nachbarn, deren Staatsbürgerschaft, und deren Staat.
Sehr geehrte Excellenz. Wir, die Nachkommen dieser welche in 1941 deren Heimat freiwillig verließen, in 1945 in Österreich als Flüchtlinge angenommen wurden und später in verschiedenen Ländern eine neue Zukunft fanden, geben bekannt, wir sind mit der Gottscheer Leitung keineswegs einverstanden und haben mit deren Forderungen nichts zu tun. Auch wollen wir niemals, und auf keinen Fall, mit der Ideologie der Nazis assoziiert werden.
Wir wünschen Slowenien wird uns weiterhin als willkommene Besucher in unserer ehemaligen Heimat empfangen, aber uns niemals mit der konfrontierenden Haltung der Gottscheer Leitung in Klagenfurt verbinden.
Hochachtungsvoll,
John Tschinkel
Cc: H.E. Dr. Janez Drnovšek, President, Republik Slowenien
H.E. Janez Janša, Prime Minister, Republik Slowenien
Dr. Ursula Plassnik, Außenminister, Republik Österreich
Dr. Viktor Michitsch, Vorsitzender der Gottscheer Arbeitsgemeinschaft
Anlage: Seite 4 der Gottscheer Zeitung, May 2006
Suche nach Gerechtigkeit ?? - John Tschinkel
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